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Plakat für ein Gölä-Musical an grauer Mauer
Legende: Ein Blick in die Zukunft? Sigrist schwant Böses. Stephan Lütolf

Musik-Blog Gölä – das Musical

So sehr ich Musik liebe, so sehr verabscheue ich Musicals. Mein schlimmster Alptraum ist nicht selten der Blick auf die nächste Plakatwand.

Wir reden schon längst nicht mehr von Cats, Starlight Express und Phantom Of The Opera. Die Zeiten als Lord Andrew Lloyd Webber für so vieles verantwortlich zeichnete, was nie den Weg auf eine Bühne hätte finden dürfen, sind längst vorbei. Irgendwann kam «Ewigi Liebi», man vergriff sich an Geschichten wie «Emil und die Detektive», und «Bob Marley – das Musical» (kein Scherz!) feiert im Mai Premiere. Der Musicalfleischwolf kennt kein Erbarmen und schnappt sich alles, was er kriegen kann – von «Dracula» über «Titanic» bis hin zu «Johnny Cash».

Autor: Gregi Sigrist

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Gregi Sigrist ist Musikjournalist der Fachredaktion Musik Pop/Rock von Schweizer Radio und Fernsehen. Im Musik-Blog schaut er auf, unter und hinter aktuelle Musikthemen und ihre Nebengeräusche.

Wie um alles in der Welt kann man sich einen Literaturklassiker, einen Leinwandhit oder gar die Biographie einer grossen Persönlichkeit als Musical auftischen lassen? Wer kam überhaupt auf die bescheuerte Idee, jede existierende oder erdenkliche Geschichte dieser Erde tanzenderweise zu zersingen?

Leonard Bernstein trägt keine Schuld

Auch wenn einer meiner ganz grossen musikalischen Helden einen wichtigen Stein für die heute existierende Musical-Unkultur gelegt hat, befreie ich ihn jetzt und hier von jeglicher Schuld an allen späteren Verbrechen. Was Leonard Bernstein mit der West Side Story erschaffen hat, war eine zeitgenössische Auslegung des stilvollen Singspiels und hat rein gar nichts mit den heutigen Musical-Abgründen am Hut. Die West Side Story ist ein brillantes Werk und darf 2015 mit dem Terminus Musical NICHT mehr in Verbindung gebracht werden. So, wie ein Stück Fleisch zwischen zwei Brotscheiben nicht automatisch ein Burger ist, ist die West Side Story KEIN MUSICAL. Und ja: Es ist mir sowas von egal, wenn ich der einzige Mensch auf Erden bin, der das so sieht. Ich sage nur: ES IST SO!!!

Bei Gölä schwant mir Böses

Vielleicht fragt ihr euch jetzt: Was hat dieser Hohlkopf Sigrist eigentlich für ein Problem? Ich kann es euch sagen: Ich möchte einfach sicher gehen, dass ich diesen Blog bereits geschrieben habe, wenn ich eines Morgens vor einem Plakat stehe, auf dem mir beispielsweise das Leben von Gölä als Musical angepriesen wird. «Mein Leben ist eine Baustelle: Gölä – das Musical» könnte da stehen. Dann möchte ich bereits gesagt haben, was ich zu sagen habe, und friedlich eine Melodie vor mich hin pfeifen, die garantiert noch nie in einem Musical verwendet wurde – was, zugegeben, eine Herausforderung sein wird.

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