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Gesundheit Apotheke 20 Mal teurer als Discounter

Schweizer schlucken Magnesium- und Kalziumpräparate für Millionen von Franken pro Jahr. Die Wirkung ist umstritten. Offensichtlich sind hingegen absurde Preisunterschiede: Beim Discounter kosten die Brausetabletten einen Franken, in Apotheken bis 20 Franken. «Kassensturz» sagt warum.

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Sport, vernünftige Ernährung und Sonnenlicht sind gut, um der Knochenkrankheit Osteoporose vorzubeugen. Das weiss Bernadette Eugster aus Altstätten (SG). Sie geht oft mit den Walking-Stöcken über die Felder. Dennoch will ihr Hausarzt vorsorgen: Er verschreibt ihr ein Kalziumpräparat. Die Schachtel mit 40 Tabletten kostet 28 Franken und 20 Rappen.

Doch im Aldi findet sie viel günstigere Kalziumtabletten, das Röhrchen mit 14 Tabletten für 99 Rappen. «Ich frage mich, wer da so viel verdient. Und ich als Konsumentin fühle mich über den Tisch gezogen», sagt Eugster. Beim Gebrauch stellt sie keinen Unterschied zwischen den teuren und den billigen Brausetabletten fest, abgesehen vom massiven Preisunterschied.

Unterschiedlicher Vitamin-D3-Gehalt

«Kassensturz» hat über die teuren Mineralstoffpräparate aus Apotheken berichtet. «Kassensturz» deckte auf: In einer pharmazeutischen Fabrik laufen vom gleichen Band Präparate für den Detailhandel und für die Apotheke. Die Herstellungsqualität ist identisch. Aldi sagt: Der Hersteller seines Kalziumpräparats produziere auch für den Apothekenkanal. Einziger Unterschied: die Kalziumpräparate der Apotheken und Drogerien enthalten mehr Vitamin D3.

Medizinische Studien haben gezeigt, dass hochdosiertes Vitamin D Knochenbrüche verhindern kann. Diese Präparate gelten als Medikamente. Bernhard Lauterburg, Professor für Pharmakologie an der Universität Bern sagt: Nur bei einer medizinischen Indikation brauche es die hochdosierten Produkte aus der Apotheke: «Für den täglichen Bedarf an Kalzium und Vitamin zu decken, sind die Präparate aus dem Detailhandel ausreichend und gleichwertig.»

Ein Kilogramm für 70 Rappen

Der Rohstoff für Kalziumtabletten ist billig: Ein Kilogramm Kalziumcarbonat kostet im Grosshandel 70 Rappen. In einer Tablette steckt Kalcium für 0,2 Rappen.

«Kassensturz» macht den Preisvergleich für eine Tablette mit umgerechnet 1000 Milli-Gramm Kalzium. Fazit: Apotheken-Produkte kosten bis acht Mal so viel wie das Kalzium von Aldi.

Allein die Schweizer Apotheken verkaufen jährlich für 29 Millionen Franken Kalziumpräparate an Personen mit nachgewiesenem Kalziummangel und an Leute, die lediglich ihren täglichen Bedarf abdecken wollen. Megy Keller, Geschäftsführerin der Bahnhof-Apotheke im Hauptbahnhof Zürich, rechtfertigt die hohen Preise: «Der grosse Unterschied ist, dass die Kalziumprodukte, die wir in der Apotheke verkaufen, als Arzneimittel, als Medikamente registriert sind. Und die im Detailhandel gelten als Lebensmittel. Und das braucht ein ganz anderes Zulassungsverfahren.»

Für die Registrierung bei Swissmedic brauche es aufwendige klinische Studien, erklärt Keller weiter. Zudem müsse gewährleistet sein, dass immer ein gleicher Anteil vom Körper aufgenommen wird. Doch Pharmakologie-Professor Bernhard Lauterburg sieht keinen Grund für solch massive Preisunterschiede. «Rein von den Inhaltsstoffen her sind die höheren Preise der verschreibungspflichtigen Präparate nicht nachvollziehbar, schon nur, weil die grossen, aufwendigen Studien nicht mit diesen Präparaten gemacht worden sind.»

Noch grösser sind die Preisunterschiede bei Magnesium-Produkten. Tabletten mit umgerechnet 200 Milligramm Kalzium kosten in der Apotheke bis zu 22 Mal so viel wie bei Aldi.

Geschützter Verkaufskanal

Tilman Slembek, Ökonomie-Professor an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften, stellt fest: Gesetzliche Normen erschweren den Vergleich. Denn für den Verkauf im Detailhandel legt der Bund Dosierungsgrenzen von Wirkstoffen fest. Das behindere den Wettbewerb, erklärt Slembeck: «Die Preisunterschiede sind drum so gross, weil es unterschiedliche gesetzliche Vorschriften gibt, und die Hersteller haben ein Interesse an solchen Vorschriften, damit sie die beiden Märkte teilen können und so der Apothekerpreis weiterhin hoch bleibt.» Die Folge: Apotheker können die Brausetabletten in ihrem geschützten Verkaufskanal weiterhin zu hohen Preisen verkaufen.

Die Hersteller der Kalzium- und Magnesiumpräparate für den Apotheken- und Drogerie-Kanal begründen gegenüber «Kassensturz» die Preisunterschiede: Die Nahrungsergänzungsmittel hätten eine rein gesundheitsfördernde Funktion und seien dazu bestimmt, die normale Ernährung zu ergänzen. Es müssten keine Studien, welche die Aufnahme im Körper und die Wirksamkeit des Produktes belegen würden, vorgelegt werden.

Im Gegensatz dazu brauche es bei Arzneimitteln für die Registrierung bei Swissmedic wissenschaftliche Studien, welche die Sicherheit, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit nachweisen. Die Preise würden durch das Bundesamt für Gesundheit festgelegt. Zudem gebe es in Apotheken und Drogerien eine Beratung durch eine Fachperson.

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