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Gesundheit Geräte gegen Elektrosmog: Teurer Humbug am Messestand

Sie sollen gegen Elektrosmog wirken und vor Wasseradern schützen. Doch die an Messen und per Internet angepriesenen mehrere Tausend Franken teuren Geräte sind das Geld nicht wert. Dies zeigt eine Untersuchung der ETH Zürich.

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Mit der beginnenden Messe-Saison tauchen sie wieder auf: Als Berater getarnte Verkäufer, die an einer Olma, einer Muba, Züspa oder Bea ihre Ware an die Besucher bringen. Grösste Herausforderung dabei: Besucher an den Stand zu locken.

Die Firma NT3 hat ein probates Lockmittel gefunden. Sie bietet gratis die Vermessung der Hand an. Mit einem Sensor misst ein Berater zwölf Punkte an den Fingern. Die Auswertung soll Aufschlüsse über die Gesundheit des Messebesuchers geben. Fällt das Resultat negativ aus, empfiehlt der Berater, die Wohnung auf Elektrosmog oder Wasseradern zu untersuchen. Findet er dort etwas, wird der Berater zum Verkäufer.

Messgerät ortete Wasseradern

Stellungnahme von NT3

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Das MAGNETICA-Midi der Firma NT3 wurde von Elektroniker-Heilpraktiker und Radiästhethen entwickelt, um biologische Wirkungen aus der zunehmenden Umweltbelastung und der unsichtbaren Strahlung aus Störfeldern des Wohnraums auf den menschlichen Organismus zu verringern. Weiter

Ein «Kassensturz»-Redaktor hat den Finger-Test an der Mustermesse in Basel gemacht. Resultat: Alles in Ordnung mit der Gesundheit. Ungläubig – oder stur – wiederholt derselbe Redaktor denselben Test zehn Minuten später bei einem anderen Berater. Resultat: Verheerend! Eine Ausmessung der Wohnung wird dringend empfohlen. Erklärung von NT3: Diese Finger-Messungen könnten tatsächlich je nach Situation anders ausfallen.

Bei Daniela Rohrer und Roland Aerni war die Situation anders. Daniela Rohrer litt an Schlafstörungen, glaubte, irgendwelche Strahlen in der Wohnung seien Schuld. Der NT3-Berater fand prompt Strahlen von Wasseradern unterm Bett und die beiden zahlten 8000 Franken für ein Gerät namens Magnetica. Daniela Rohrer: «Als er gemessen hatte, dass wir hier eine Wasserader hätten, wurde ich hellhörig. Ich habe dann gedacht, das sei die Lösung, das würde die Störungen im Schlafzimmer eliminieren.»

Geräte für über 34'000 Franken

Magnetica-Geräte gibt es in diversen Grössen und zu den unterschiedlichsten Preisen: Von der Standard-Version für 5650 Franken, bis zum Flächenharmonisierungs-Generator für 34‘500 Franken. Das Prinzip ist dasselbe: Die Geräte sollen den Wohnraum harmonisieren und gegen Elektrosmog und Strahlung von Wasseradern schützen.

Geldmacherei mit Humbug

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«Kassensturz» berichtete mehrmals darüber. Eine Zusammenstellung finden Sie hier .

Der Hintergrund: Elektromagnetische Wellen über der Erde bilden bei einer bestimmten Frequenz eine natürliche Schwingung. Dieses Naturfeld heisst Schumann-Resonanz. Sie ist messerbar und auf der Erde allgegenwärtig. NT3 sagt, dieses natürliche Phänomen werde durch künstlich erzeugte Felder, etwa durch Handy-Antennen aber auch durch Erdstrahlen immer mehr überdeckt. Dies würde sich negativ auf die Gesundheit der Menschen auswirken. Deshalb soll das Gerät die natürliche Schumann-Frequenz in der Wohnung künstlich erzeugen.

Für «Kassensturz» untersuchen Wissenschaftler am Institut für Elektromagnetische Felder der ETH Zürich, welche Signale das Gerät tatsächlich sendet. Resultat: «In Bezug auf die Schumann-Frequenz konnten wir ausserhalb des Gerätes überhaupt nichts messen.»

Gerät gaukelt Funktionen vor

Deshalb haben die Wissenschaftler die Messung direkt an den Bauteilen des Geräts wiederholt. Tatsächlich stellen sie dort minime erzeugte Magnetfelder fest. Die von der Elektronik verursachte Strahlung allerdings dominiert. Gregor Dürrenberger von der ETH: «Die erzeugten niederfrequenten Magnetfelder werden von der Strahlung der eigenen Elektronik überdeckt.» Das heisst: Das Gerät harmonisiert den Raum nicht, sondern entwickelt im Gegenteil Störfelder.

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Und noch etwas stellten die Wissenschaftler fest: Das Gerät erweckt den Anschein, dass es nach dem Einschalten kalibriert, sich also auf den Raum einstellt. Doch: «Das Resultat dieses Vorgangs ist immer genau das gleiche», sagt Gregor Dürrenberger, «offensichtlich passiert gar nichts.» Als die Wissenschaftler das Gerät aufschraubten, fanden sie im Innern dann auch keine Messsensoren, die Daten liefern könnten, die für eine Kalibrierung nötig sind.

NT3 behauptet, das Gerät habe einen positiven Einfluss auf die Durchblutung und den Herzrhythmus. Doch für solche Behauptungen gibt es keine wissenschaftlichen Beweise. Für Gregor Dürrenberger ist klar: «Wenn man das Gerät kauft, kauft man im Wesentlichen den Glauben, dass es einem nachher besser geht – und zwar zu einem Betrag, der im Vergleich zum Materialwert exorbitant ist.»

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