«Schlank, elegant und strapazierfähig. Deinem Xperia kann Wasser nichts anhaben», heisst es auf der Sony-Homepage. In Sony-Kurzfilmen auf Youtube wird das Smartphone im Bier versenkt und mit dem Feuerwehrschlauch abgespritzt. Ein stolzer Handybesitzer geht damit sogar baden und macht Unterwasseraufnahmen.
Interaktiv
«Dieses Handy muss ich haben», dachte sich Samira Ehemann. Ihr letztes Mobiltelefon hatte einen Wasserschaden und das Sony Xperia Z schien der ideale Nachfolger zu sein. Im Orange-Shop kaufte sie sich das gute Stück.
«Der Konsument ist selbst verantwortlich»
Doch wenige Wochen später – beim Musik-Hören in der Badewanne – passierte das Malheur: Das «wasserfeste» Handy gab den Geist auf. «Ich habe wirklich kontrolliert, ob alle Öffnungen zu sind», versichert Samira Ehemann. Trotzdem sei nach kurzer Zeit der Bildschirm schwarz geworden. Das Handy war nicht mehr zu gebrauchen.
Service:
Für die enttäuschte Xperia-Besitzerin war klar: Das ist ein Garantiefall. Doch die diversen Orange-Shops, die Samira Ehemann aufsuchte, wimmelten sie alle ab. Ehemann erinnert sich: «Die Orange-Leute sagten, Sony würde die Schuld immer den Konsumenten zuschieben und sagen, sie seien selber verantwortlich dafür, wenn es einen Wasserschaden gibt.»
Verspricht die Sony-Werbung also zu viel? «Kassensturz» traf sich mit Matthias Huber von Electrosuisse. Der Fachverband prüft im eigenen Labor Elektrogeräte nach den geltenden Normen und nahm das Sony Xperia genau unter die Lupe.
Wasserdichtigkeit gilt nur bei neuen Handys
Als erstes prüfte der Experte die Geräte-Angaben. Unter anderem steht da, das Xperia Z erfülle die Normen IP 55 und IP 57. Diese Normen schreiben vor, dass das Gerät wasserdicht bleiben muss, wenn es für 30 Minuten einen Meter tief eingetaucht wird. Dazu müssen die Klappen bei allen Anschlüssen gut verschlossen sein.
Also auf zum Praxistest und ins Wasser mit dem Test-Handy. Dieses besteht die Prüfung im Labor. Es ist kein Wasser eingedrungen. Doch – Die Norm IP 57 hat einen Haken, wie Prüfingenieur Matthias Huber weiss: «Diese Norm berücksichtigt nicht den täglichen Gebrauch, weil es ein Test im Neuzustand ist.» Das heisst: Die Abnützung der Dichtungselemente kann durchaus dazu führen, dass das Gerät im Verlauf der Lebensdauer undicht wird.
Und genau das war beim Handy von Samira Ehrismann der Fall. Um das Handy aufzuladen, musste sie täglich die Dichtungsklappe am USB-Anschluss öffnen und schliessen. «Am Anfang ging dies noch mühsam, mit der Zeit öffnete sich die Klappe aber fast von selbst», beobachtete Samira Ehemann.
«Unglücklicher Widerspruch»
In der Werbung verschweigt Sony, dass die Wasserdichtigkeit des Smartphones im Gebrauch nachlässt. Die Bilder in der Werbung versprechen klar etwas anderes. Wer kommt da also nicht auf die Idee, das Gerät sei absolut dicht? Vielleicht jene, die die Bedienungsanleitung bis zur Seite 135 lesen. Dort steht, dass das Verwenden im Meerwasser und im Swimming-Pool nicht erlaubt ist.
Ist das Xperia also gar nicht so strapazierfähig wie Sony behauptet? Bruno Gratwohl, Customer-Services-Manager von Sony Mobile, sagt gegenüber «Kassensturz»: Sofern sie unsere im Manual aufgeführten Richtlinien einhalten, sollte es wirklich längere Zeit wasserdicht sein.» Zu den vollmundigen Werbespots meint Sony, die Widersprüche mit der Bedienungsanleitung seien «unglücklich» und würden korrigiert.
Samira Ehemanns Xperia Z wurde nach langem Hin und Her schliesslich doch noch auf Garantie repariert. Das, nachdem im Sony-Servicecenter festgestellt wurde, dass das Handy tatsächlich undicht war und keine offensichtlichen Sturzschäden aufwies. Für Samira Ehemann ist allerdings klar: Ihr frisch repariertes Handy wird sie nicht mehr mit in die Badewanne nehmen.