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Etikettenschwindel-Kandidat «Lebenslanges» Sunrise-Abo gilt doch nicht so lang

Mit dem Schnäppchenportal Qoqa profitieren Sunrise-Kunden angeblich «ein Leben lang» vom gleichen Spezialpreis. Denkste!

«Etwas Inakzeptables spielt sich gerade ab.» So tönt es in einer E-Mail an SRF. Es geht um die von Sunrise angekündigte Abopreis-Erhöhung. Auch in Onlinekommentaren wird nicht mit Kritik gespart: «Hier wurde die Kundschaft ganz klar mit falschen Angaben geködert.» Das sei «Vertragsbruch» und «eine Frechheit», «Etikettenschwindel».

Update: Qoqa und Sunrise krebsen zurück

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Qoqa und Sunrise beugen sich dem Druck: Kundinnen und Kunden, die via Qoqa ein Abo bei Sunrise abgeschlossen haben, müssen nun doch nicht mehr bezahlen. Ihnen war beim Abschluss versprochen worden, der Abopreis gelte «ein Leben lang».

Zwar bleibt es dabei, dass im Zuge der allgemeinen Abopreis-Erhöhung von Sunrise auch diese Abos knapp einen Franken teurer werden. Allerdings wird der Rabatt («Cashback») entsprechend erhöht, sodass sich der Gesamtpreis nicht erhöht. Qoqa sagt dazu auf Anfrage, die «vielfältigen Kommentare» hätten geholfen, «eine schnelle und einfache Lösung zu finden».

Hier wurde die Kundschaft ganz klar mit falschen Angaben geködert.
Autor: Kommentarschreiber

Die Schreibenden haben etwas gemeinsam: Sie haben ihr Sunrise-Abo über Qoqa abgeschlossen – ein Schnäppchenportal, auf dem es immer wieder Sunrise-Abos mit grossen Rabatten gibt. Zum Beispiel ein Internet- und TV-Abo für 42 statt 100 Franken. Oder ein Mobilfunkabo für 39 statt 130 Franken. Verkauft werden die Angebote regelmässig mit dem Versprechen, dass der Spezialpreis «ein Leben lang» gelte. Ein leeres Versprechen, wie sich nun zeigt.

Angebot mit Vermerkt «Der Spezialpreis gilt ein Leben lang.»
Legende: Aktueller Screenshot von der Qoqa-Angebotsseite Screenshot QoQa

Versprechen gebrochen

Tatsächlich erhöht Sunrise seine Abopreise im Juli 2023 um rund vier Prozent. Bei den aktuellen Sunrise-Up-Abos seien das zwischen 90 Rappen und 2.90 Franken pro Monat, heisst es in einer Mitteilung der Mobilfunkanbieterin.

Auszug aus Qoqa-Bedingungen
Legende: Auch beim wichtigen Hinweis von Qoqa steht nichts von einer möglichen Preiserhöhung. Screenshot Qoqa

Von Preissteigerungen betroffen sind auch Kunden von Yallo, Lebara und UPC. Und entgegen dem Versprechen, ein Leben lang vom gleichen Spezialpreis profitieren zu können, betreffen die Preissteigerungen eben auch jene Sunrise-Kunden, die sich für ein Qoqa-Angebot entschieden haben. In der Mitteilung, die Qoqa an die Betroffenen geschickt hat, ist von einer «super Partnerschaft» mit Sunrise die Rede. Die Erhöhung von «nur» 90 Rappen pro Monat, sei «eine starke Geste».

Sunrise behält sich in den AGB vor, die Vertragsbedingungen jederzeit zu ändern, wenn berechtigte Interessen bestehen.
Autor: Sunrise

Sonderkündigungsrecht per Ende Juni

Die Kritik der Betroffenen scheint die beiden Unternehmen ziemlich kaltzulassen. Auf Anfrage von «Espresso» hält es Qoqa nicht einmal für nötig, die konkreten Fragen zu beantworten, sie verweist lapidar auf die Stellungnahme von Sunrise.

Auszug aus Schreiben von Swisscom
Legende: Auch Sunrise schreibt es eigentlich klar und deutlich: Die Konditionen gelten ein Leben lang. ZVG

Und Sunrise verweist in einer Stellungnahme auf die Allgemeinen Geschäftsbedingungen: «Sunrise behält sich in den AGB vor, die Vertragsbedingungen jederzeit zu ändern, wenn berechtigte Interessen bestehen.» Das sei aufgrund der aktuellen Situation mit der hohen Inflation gegeben. Von einem Etikettenschwindel könne daher «keine Rede sein», so Sunrise weiter. Gestiegene Energie-, Arbeits- und Betriebskosten würden für Sunrise «das Anbieten von Produkten und Dienstleistungen» verteuern.

Immerhin: Wer die Preiserhöhung nicht akzeptieren will, kann sein Sunrise-Abo kündigen – es gilt ein Sonderkündigungsrecht per Ende Juni 2023.

Das grenzt an Irreführung.
Autor: Sara Stalder Geschäftsführerin Stiftung für Konsumentenschutz

Ist Sunrise damit aus dem Schneider? So einfach ist die Frage nicht zu beantworten. Sara Stalder, die Geschäftsführerin der Stiftung für Konsumentenschutz, sagt, das Vorgehen von Sunrise und Qoqa «grenzt an Irreführung». Ob das so ist und somit ein Verstoss gegen das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) vorliegt, müsste ein Gericht entscheiden. Ähnlich sieht es auch die «Espresso»-Rechtsexpertin Gabriela Baumgartner.

«Espresso» ist an Ihrer Meinung interessiert

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Klar dürfte sein: Wegen 90 Rappen im Monat dürfte kaum jemand vor Gericht gehen. Der Konsumentenschutz rät auch ausdrücklich von Einzelklagen ab. Ein ehemaliger Sunrise-Kunde fasst es so zusammen: «Die 90 Rappen sind gar nicht so wichtig. Aber es geht darum, dass ein grosses Schweizer Unternehmen mit einem Versprechen Kunden angelockt hat – und nach ein paar Jahren gilt dieses Versprechen einfach nicht mehr.» Bei einem anderen enttäuschten Kunden dauerte der angeblich «lebenslange» Sunrise Super-Deal übrigens nicht einmal zehn Monate.

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Etikettenschwindel des Jahres
Legende: Etikettenschwindel des Jahres Melden Sie uns Ihren Etikettenschwindel!

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Espresso, 03.05.23, 08:13 Uhr

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