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«Etikettenschwindel»-Kandidat Teures Voss-Wasser ist nicht besser als ganz normales Mineral

Das norwegische Wasser sei artesisch und besonders. Alles nur ein Marketing-Gag für teure 7.80 Franken pro Liter.

Das Mineralwasser «Voss» sei «artesisches Wasser», schreibt der norwegische Produzent auf seiner Internetseite. Das heisst, das Wasser quillt mit grossem Druck und aus eigener Kraft aus den Tiefen der Erde an die Oberfläche.

Das Tessiner Konsumentenmagazin «Patti chiari» machte sich in Norwegen auf die Suche nach dem besonderen Wasser. Die Reporterin stellt schnell fest: Das Voss-Wasser wird dort nicht wie hier in noblen Glas-, sondern in PET-Flaschen verkauft. Es kommt als ganz normales Mineralwasser daher; auf den Flaschen steht nichts von einer wertvollen, artesischen Quelle.

Frau an einem Gewässer
Legende: Da sprudelt gar nichts. Die Tessiner Reporterin an der ruhigen Voss-Quelle. Patti chiari

Norwegische Regierung verbietet Bezeichnung «artesisch»

Auch der Besuch der Voss-Quelle war ernüchternd: Von Wasser, das mit grosser Wucht aus der Erde quillt, keine Spur. Geologen, die vor einiger Zeit Proben untersuchten, erklären dann auch, es handle sich um Wasser mittelmässiger Qualität. Schliesslich kam auch die Regierung zum Schluss: «Das Wasser von Voss entspricht nicht den Anforderungen, um artesisch bezeichnet zu werden.»

In Norwegen darf Voss seine Flaschen daher nicht mehr mit der Bezeichnung «artesisch» ausloben. Für den Export hält Voss aber an der falschen Bezeichnung fest. Und das hat seinen Preis: Das «besondere» Wasser in der edlen Glasflasche kostet im Schweizer Detailhandel stolze 7.80 Franken pro Liter.

Gleichwertiges Tessiner Mineralwasser kostet 14 Mal weniger

Zum Vergleich: Das Tessiner Mineralwasser Auqaciara kostet 0.55 Franken pro Liter. Wasserexperte Giorgio Temporelli stellte beide Wasser einander gegenüber. Sein Fazit: «Die beiden Produkte sind von der Zusammensetzung her praktisch identisch. Bei beiden handelt es sich um leichte Wasser, kaum mineralisiert, nicht zu unterscheiden.»

«Kassensturz» sucht

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Auch 2020 sucht «Kassensturz» wieder den Etiketten-Schwindel das Jahres. Haben Sie einen Kandidaten entdeckt? Dann schreiben Sie uns !

Stellungnahmen

Voss, Norwegen: […] Wir möchten klarstellen, dass diese Bezeichnung (Anmerkung der Redaktion: «Artesian Water from Norway») lediglich als Teil unseres markenrechtlich geschützten Logos und Slogans verwendet wird und somit keine offizielle Deklaration der Wasserklassifizierung darstellt. Weiterhin ist der Begriff «artesisch» ein von der United States Federal Food and Drug Administration (FDA) anerkanntes Attribut der Wasserklassifizierung, wobei die Quelle von VOSS rechtlich als «artesische Quelle» anerkannt ist. Die Verwendung des Begriffs «artesisch» auf dem Produktetikett soll den Verbraucher in keiner Weise irreführen oder täuschen. […]

Migros : Gerne weisen wir darauf hin, dass das Label «Artesian» kein geschützter Begriff ist. Er kommt in unserem Lebensmittelrecht nicht vor. Auf Anfrage hat uns unser Lieferant bestätigt, dass alle gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden.

Kantonslabor BL: «Die «artesiane» Eigenschaft einer Quelle ist nicht speziell positiv besetzt. Das Amt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen des Kantons Basel-Landschaft hat sich deshalb aus Gründen der Verhältnismässigkeit dazu entschieden, die Deklaration wegen der Angabe «artesian» nicht zu beanstanden.» (Anmerkung der Redaktion: Zuständig für die Qualitätskontrolle von Voss-Wasser in der Schweiz ist das kantonale Labor Baselland. Dies, weil der Importeur des Produktes seinen Sitz im Kanton Baselland hat.)

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