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38,5 °C und mehr Bei Fieber keine Panik

Es beginnt mit Frösteln, dann steigt die Körpertemperatur, oft begleitet von Kopf- und Gliederschmerzen – Fieber! Bei Haus- und Kinderärzten ist das einer der häufigsten Gründe für eine Konsultation. Gleich zu fiebersenkenden Mitteln zu greifen, ist oft aber weder nötig noch sinnvoll.

Nicht jeder heisse Kopf ist gleichbedeutend mit «Fieber». Körpertemperaturen zwischen 37,5 und 38,5 Grad Celsius gelten als erhöhte Temperatur .

Erst ab (in Ohr oder After gemessenen) 38,5 °C sprechen Mediziner von Fieber – egal, ob bei einem Kind oder Erwachsenen.

Besonders aufmerksam werden sollte man ab 39 °C – dann stufen Ärzte das Fieber als hoch ein, ab 40 °C als sehr hoch . Spätestens ab 42,6 °C wird es akut lebensbedrohlich, denn bei solchen Körpertemperaturen stösst der Organismus an physikalische Grenzen. Es drohen Kreislauf-Versagen und Gerinnung körpereigenen Eiweisses.

Fieber ist das Symptom einer Erkrankung und zeigt an, dass das Immunsystem aktiviert ist und sich zur Wehr setzt – gegen Infektionskrankheiten, Entzündungen und Tumore, aber auch gegen Medikamente. Diesen wichtigen Effekt sollte man zulassen: Bis 39 °C muss Fieber nicht gesenkt werden, es sei denn, Erkrankte haben bestimmte Grundrisiken, beispielsweise eine Immunschwäche oder bei Kindern die Neigung zu Fieberkrämpfen.

Ab 39 °C wird Fieber für den eigenen Organismus schädlich. Werte von 40 °C werden gerade von Kleinkindern dennoch sehr schnell erreicht, sollten dann aber nicht lange toleriert werden.

Hat ein Erwachsener 40 Grad Fieber, ist dies ein Hinweis auf eine ernsthafte Erkrankung.

Was passiert bei Fieber?

Bestimmte Stoffe, sogenannte Pyrogene , lösen das Fieber aus. Bakterien und Viren enthalten beispielsweise solche Pyrogene. Unter deren Einfluss verstellt sich der «Thermostat im Gehirn», der Hypothalamus. Der Temperatur-Sollwert für den Körperkern erhöht sich über die normalen 37 °C im Körperinneren hinaus.

Die Phase des Fieberanstiegs beginnt. Die Hautgefässe verengen sich, der Kranke friert und zittert. Umgekehrt schwitzt er, wenn die Krankheit abklingt und die Temperatur im Körperinneren wieder auf den Normwert sinken soll.

Dass das Fieber am Abend ansteigt, ist übrigens ganz normal und hängt mit der inneren Uhr des Menschen zusammen, die über das Melatonin geregelt wird. Und dieses Hormon steuert auch die Körperwärme: Abends ist der Körper immer wärmer als morgens. Das könnte daran liegen, dass unsere Vorfahren früher nicht in komfortablen warmen Räumen die Nacht verbracht haben. Um den Energieverbrauch des Körpers in Schranken zu halten, könnte der Körper gelernt haben, nachts bis in die Morgenstunden die Temperatur herunterzuregeln.

Massnahmen bei Fieber

  • Arzt kontaktieren, wenn das Fieber über 39 °C steigt (Säuglinge: über 38,5 °C), oder wenn es länger als drei Tage mehr als 39 °C beträgt.
  • Kritische Begleitsymptome zum Fieber: Arzt informieren bei Benommenheit, starken Schmerzen, Atemproblemen. Bei Kindern: Kritisch ist, wenn das fiebernde Kind nicht mehr trinkt, nicht mehr richtig schlafen kann und apathisch wirkt, und wenn Symptome wie Atemprobleme, Kopfschmerzen und Nackensteife auftreten.
  • Viel trinken ist wichtig, wegen erhöhter Verdunstung. Lauwarmes Trinken, solange das Fieber steigt, kaltes Trinken ist erlaubt, wenn das Fieber bereits sehr hoch ist und gesenkt werden soll.
  • Feuchte Wadenwickel unterstützten den Fieberabfall, dürfen aber nicht zu kalt sein.

Richtig Fiebermessen

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Die gemessene Temperatur ist immer etwas tiefer als die tatsächliche Kerntemperatur des Körpers und nie ganz konstant (schwankt zum Beispiel im Tagesverlauf).

  • After: Zuverlässigster Wert
  • Ohr, Trommelfell: Ebenfalls zuverlässig.
  • Mund: Unter der Zunge exakter als in der Backentasche.
  • Achselhöhle: Eher unzuverlässig, da der Fiebermesser leicht verrutscht.

Medikamente gegen Fieber für Erwachsene: Präparate mit Paracetamol, Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure (ursprünglich Weidenrinde).

Medikamente gegen Fieber für Kinder: Fiebersenker sind ab einer Temperatur von etwa 39 °C angezeigt, wenn das Kind keine besonderen Risiken hat und noch in einem guten Allgemeinzustand ist. Geeignet sind die Wirkstoffe Paracetamol (50 bis 60 mg pro kg Körpergewicht und Tag) und Ibuprofen (bei Kindern über drei Monaten, 20 bis 30 mg pro kg Körpergewicht und Tag). Beide Wirkstoffe können auch als Zäpfchen oder Sirup verabreicht werden.

Nicht geeignet für Kinder sind Präparate mit Acetylsalicylsäure, weil hier das Risiko für eine lebensbedrohliche Schädigung der Leber besteht («Reye-Syndrom»).

Fieber als Therapie

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Den Effekt des Fiebers auf den Körper macht sich auch die Komplementärmedizin zunutze und wendet verschiedene Wärmetherapien an. Die Ganzkörper-Hyperthermie-Therapie beispielsweise ist eine passive Fiebertherapie: Der Körper wird durch Infrarotlicht gezielt überwärmt, ohne Pyrogene einzusetzen. Die Behandelten haben also kein echtes, durch Pyrogene verursachtes Fieber, das die ganze Immunantwort stimuliert.

Die Wärme ist aber stärker als bei einem Saunabesuch, weil auch das Körperinnere erwärmt ist. Die Behandlung soll gegen viele chronische und psychische Erkrankungen helfen. Die Kosten muss in der Regel der Patient selbst tragen.

Neues Interesse an Fieber-Therapien mit Pyrogenen

Schon vor über hundert Jahren stellen Ärzte fest, dass Infektionskrankheiten bei manchen Patienten andere Leiden zum Verschwinden brachten. Daraus entwickelten sie Fiebertherapien.

Der amerikanische Krebs-Chirurg William Coley (1862-1936) kreierte ein Gemisch aus abgetöteten Bakterien. Mit seinem «Coley’s Toxin» behandelte er Krebspatienten, oft erfolgreich. Die Methode geriet jedoch durch das Aufkommen von Strahlen- und Chemotherapie in Vergessenheit.

Seit einiger Zeit ist das Interesse der Wissenschaft an seiner Methode wieder erwacht. Denn inzwischen ist bekannt, dass die Immunantwort eine wichtige Rolle bei Abwehrmechanismen gegen Krebs spielt. Aktuell forscht das Labor für Tumorimmunologie der Universität Zürich an der Wirkung von Coley’s Toxin gegen Krebserkrankungen.

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