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«Schweizer Jugend forscht» «Fangen Sie sofort an zu studieren!»

Ihre Eltern wollten nicht, dass sie studiert. Doch dann gewann Rosmarie Honegger 1967 bei «Schweizer Jugend forscht» und machte ihren Weg. 50 Jahre später erinnert sie sich.

SRF: Bei «Schweizer Jugend forscht» ist Jubiläumsjahr. Kommen da Erinnerungen hoch?

Rosmarie Honegger: Ja, natürlich. Ich freue mich, dass ich an diesem Jubiläum teilnehmen kann. Der Wettbewerb war in meinem Leben ein wichtiger Fixpunkt.

Sie waren die erste Gewinnerin überhaupt dieses Wettbewerbs. Wie sind sie denn dazu gekommen? Sie hatten ja nicht unbedingt die Startbedingungen dafür.

Zur Person

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Rosmarie Honegger studierte Biologie an der Universität Basel. Sie doktorierte mit einer elektronenmikroskopischen Arbeit über Flechten und forschte auch danach weiter an Flechten und anderen Pilz-Pflanzen-Interaktionen. Heute ist sie emeritierte Professorin an der Universität Zürich.

Ich bin in einfachen Verhältnissen aufgewachsen, in einer Familie, die schon nicht verstand, dass ich aufs Gymnasium wollte.

Als der Wettbewerb ausgeschrieben wurde und ich die Plakate in den Drogerien hängen sah, dachte ich: Das ist ja grossartig – aber eine Nummer zu gross für mich. Doch ein Lehrer im Lehrerinnenseminar hat mich ermutigt, eine Arbeit einzureichen.

Sie haben Flechten erforscht. Wie sind Sie zu Ihrem Thema gekommen?

Ich bin auf dem Land aufgewachsen und war als Kind intensiv in der Natur unterwegs. Die Flechten haben einfach dazu gehört. Sie waren so auffällig und zum Teil wunderschön bunt. Mir wurde gesagt: «Die kann man nicht essen. Die kann man für nichts brauchen. Die haben nicht einmal Namen!».

Und ich dachte: Da kümmere ich mich einmal drum. Später habe ich dann gesehen, dass die Flechten sehr wohl Namen haben, aber eben wissenschaftliche. Meine Eltern haben meinen Forscherdrang nie verstanden, sie haben immer gesagt: «Tust wieder gäggele?».

Sie haben es geschafft, ihr inneres Feuer trotzdem am Leben zu erhalten. Wie wichtig war da «Schweizer Jugend forscht»?

Das war natürlich enorm wichtig. An diesem Wettbewerb vor 50 Jahren hatte ich zum allerersten Mal Gelegenheit, mit Wissenschaftlern zu diskutieren. Und sie haben mich ernst genommen. Sie haben mich auch ermutigt, mein Interesse für die Flechten weiter zu führen. Es war ein Riesenerlebnis.

Am wichtigsten war aber die Bestätigung durch den Gründer des Wettbewerbs, Professor Adolf Portmann . Eigentlich hatte ich geplant, ein paar Jahre als Primarlehrerin zu unterrichten, bis ich genug Geld für ein Studium beisammen hätte. Aber er sagte: «Sie verlieren nur Zeit. Fangen Sie sofort an zu studieren! Für das Finanzproblem finden wir eine Lösung.»

Wie haben sie es geschafft, ohne Geld zu studieren?

Der diesjährige Wettbewerb

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Am Freitag, 28. April, und Samstag, 29. April, stellen die Teilnehmer ihre Forschungsprojekte im Kursaal Bern aus. Doris Leuthard prämiert am Samstagabend die Sieger, hier gibt es mehr Infos. Informationen zum Jubiläum gibt es hier.

Ein Gönner, der nicht genannt werden wollte, zahlte mir im ersten Studienjahr 600 Franken pro Monat. Dieser Gönner war zweifellos Professor Portmann selber.

Es ist wichtig für junge Leute, dass man an ihre Fähigkeiten glaubt und ihnen sagt, mach was draus und gehe deinen Weg. Als Professor Portmann erfuhr, dass ich so gerne studieren würde, hat er mich an einem Samstagvormittag nach seiner Vorlesung im Zoologischen Institut Basel vorgeladen, mir ein Vorlesungsverzeichnis gegeben und angekreuzt, was ich besuchen sollte. Im Herbst fing ich an zu studieren.

Wahrscheinlich wurden junge Frauen wie Sie damals nicht so häufig gefördert.

Die Situation der Frauen hat sich gottlob in den letzten Jahren signifikant verbessert. Noch beim Doktor-Examen hat mir der damalige Dekan nachher gratuliert und gesagt: «Frau Honegger, jetzt können Sie Ihre Petersilie mit einem Doktortitel kultivieren». Ich war ganz verblüfft und habe dann verstanden, dass er dachte, dass ich jetzt als Hausfrau weitermache, weil ich damals schon verheiratet war.

Als Sie Ihre Arbeit vor 50 Jahren bei «Schweizer Jugend forscht» eingereicht hatten und dann den ersten Rang belegten, waren Sie überrascht?

Und wie! Als ich nach Basel kam, um meinen Stand für den Wettbewerb aufzustellen, hätte ich am liebsten gleich wieder kehrt gemacht. Was hatte ich dort mit meinen Flechten verloren?

Dann bekam ich den ersten Preis und das hat mich umgeworfen. Ich hätte das nie erwartet. Auch nicht, dass ich im Anschluss am internationalen Jugend-forscht-Wettbewerb in San Francisco mitmachen durfte, zu dem ich mit vier andern Schweizern reiste. Für die ganze Gruppe war das völlig unerwartet. Der junge Fotograf, der von Ringier mitgekommen ist, vergass vor lauter Freude, die Preisübergabe auf Film zu bannen!

Sie haben in San Francisco ebenfalls den ersten Preis gewonnen.

Ja, in der Kategorie «Biologie / Mädchen». Es war ein schönes Signal, auch für die damaligen Organisatoren von «Schweizer Jugend forscht», dass der neue Wettbewerb auf einem guten Weg ist.

Das Gespräch führte Katharina Bochsler.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Wissenschaftsmagazin, 29.4.2017, 12.40 Uhr.

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