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Als «Mr. 10 Prozent» auspackte Die Fifa-Familie – eine skandalöse Liebesgeschichte

2010 vergibt die Fifa die WM 2022 an Katar. Die Favoriten USA und England gehen leer aus. Sofort machen Gerüchte über Korruption die Runde. Das FBI beginnt zu ermitteln – und der hohe Fifa-Funktionär Chuck Blazer packt aus. Die Chronologie dieses Skandals kann derzeit auf Play SRF gestreamt werden.

Jahrelang steckte Fussball-Funktionär Chuck Blazer als Präsident des amerikanischen Kontinentalverbands CONCACAF Millionenbeträge in die eigene Tasche. Das bescherte ihm den Übernamen «Mister 10 Prozent».

Eine skandalöse Liebesgeschichte

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Eine erste Version dieses Artikels zu «Die Fifa-Familie – Eine skandalöse Liebesgeschichte» wurde im Juni 2024 publiziert. Dieser Dokumentarfilm ist nun wieder bis am 27. Juli auf Play SRF verfügbar. 

Im New Yorker Trump Tower residierte Blazer wie ein König:

  • Das gesamte 17. Stockwerk diente als Verbandsbüro
  • Darin eingebaut eine 150'000 Dollar teure Voliere
  • Blazers Katzen hatten eine eigene Wohnung

Blazer war von 1996 bis 2013 auch im Exekutivkomitee der Fifa. Dieser 24 Mitglieder starke Verwaltungsrat entscheidet über die Vergabe der Weltmeisterschaften. Und mit einer solchen Vergabe wurde das Ende von Blazers Höhenflug eingeleitet.

Sündenfall «Katar 2022»

Im Dezember 2010 erhielten nicht die USA oder England den Zuschlag als Host der WM 2022, sondern der krasse Aussenseiter Katar. Sofort war von Korruption die Rede. Das FBI begann zu ermitteln.

Vom zügellosen Umgang mit Geld berichtet Blazers damalige Geliebte Mary Lynn Banks: «Im Zürcher Hotel Baur Au Lac hatte die Fifa einen Safe. Am Ende jedes Aufenthalts holte sich Chuck daraus ein Couvert mit Bargeld – je 10'000 Dollar für ihn und mich. Das Geld stammte aus der Finanzabteilung der Fifa. Alle Exekutivmitglieder schnappten sich vor der Abreise ihr Couvert.»

Sarkozy instruiert Platini

Wegweisend bei der WM-Vergabe an Katar war allerdings nicht Blazer, sondern Michel Platini. Auf Geheiss des damaligen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy hatte der für Katar gestimmt. Frankreich profitierte:

  • Katar kaufte daraufhin von Frankreich Kampfflugzeuge im Wert von 7 Milliarden Dollar.
  • Seit 2011 finanziert Katar als Besitzer mit riesigen Summen den Pariser Fussballklub PSG.
  • Ausserdem investierte Katar in Frankreich ein Vermögen in den Aufbau eines neuen TV-Netzes.
  • Grosse Firmen aus Frankreich bauten in Katar die für die WM 2022 benötigte Infrastruktur.

In Blazer fand das FBI dafür die für seine Ermittlung entscheidende Schwachstelle. Weil er in den USA jahrelang keinen Dollar Steuern gezahlt hatte, wurde Blazer zum Kronzeugen. Ihm winkte dadurch ein geringeres Strafmass. Vom FBI verkabelt, zeichnete er belastende Gespräche mit seinen Kollegen aus dem Exekutivrat der Fifa auf.

Im Mai 2015 wurden schliesslich – im Zürcher Hotel Baur Au Lac – sechs führende Fifa-Funktionäre wegen Korruptionsvorwürfen festgenommen. Kurz darauf trat Fifa-Präsident Sepp Blatter zurück.

18 der 24 Exekutivmitglieder der Fifa, die 2010 die WM an Katar vergaben, sind heute entweder suspendiert, gesperrt oder der Korruption überführt. Chuck Blazer starb 2017 im Alter von 72 Jahren. Über WM-Vergaben entscheidet heute nicht mehr der Exekutivrat der Fifa.

SRF1, 28.04.2025, 11:25 Uhr ; 

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