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Der Reiz der Bosheit – Ariane Kochs Debüt «Die Aufdrängung»

Die Basler Theaterschaffende und Autorin Ariane Koch hat mit «Die Aufdrängung» eines der aufregendsten Debüts des Jahres geschrieben, ausgezeichnet mit dem aspekte-Literaturpreis. Darin findet sie traumartige Bilder für das Bekannte und Unbekannte. Laura Leupi hat mit der Autorin gesprochen.

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«Seit des Gastes Ankunft haben die Zitronen keinen Geschmack mehr»: Ariane Kochs Debütroman fasziniert mit schillernden, präzisen Bildern und einem scharfen Blick auf gesellschaftliche und politische Krisen. Als in einer Schweizer Kleinstadt ein unbekannter Gast auftaucht, nimmt die Ich-Erzählerin diesen kurzerhand bei sich auf. Warum, wird nicht klar, auch nicht, wer oder was der Gast eigentlich ist: Ein Mensch? Ein Hund? Ein fantastisches Wesen, das eigentlich nur zwischen den Synapsen der Ich-Erzählerin existiert?

Der Gast stellt die Welt der Ich-Erzählerin auf den Kopf. Das Thema der Gastfreundschaft dient Ariane Koch als Versuchsanordnung, um alle möglichen Themen auszuloten: Integration und Assimilation, Herkunft und Sprache, Körper und Geschlecht, Besitzverhältnisse, Machtstrukturen. Der Text ist ein wahres Referenzgewitter und wirft mehr Fragen auf, als er beantwortet.

Die Erzählung vereint grotesk-komische Traumbilder, beinahe faschistoide Machtfantasien und präzise Gesellschaftsanalyse. Im Zentrum steht dabei immer die Perspektive einer durchaus boshaften Ich-Erzählerin: Ihr Verhältnis zum Gast oszilliert zwischen Anziehung und Abstossung, wobei Unsicherheit in Gewalt und das Bedürfnis nach Nähe ins Totalitäre kippen. Ariane Koch hat dafür eine ganz eigene, unbequeme Sprache gefunden.

Im Gespräch erzählt Ariane Koch von ihrer Faszination für boshafte Frauenfiguren, von der Macht der Sprache und warum Sofas für sie mehr sind als ein Möbelstück.

Buchhinweis:
Ariane Koch. Die Aufdrängung, edition suhrkamp, 2021.

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