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Der Violinist Arnold Rosé (1863-1946).
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Orchestrierte Vertreibung

29 Musiker der Wiener Philharmoniker wurden ab März 1938 verfolgt, ermordet oder vertrieben. Nahezu jeder zweite Philharmoniker war Mitglied der NSDAP. Ein neues Buch gibt 17 Opfern eine Stimme und stellt die Strategien der Schuldabwehr nach 1945 dar.

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«Herr Hofrat, ihre Tage sind gezählt», soll ein junger Geiger mit «Nazi-Abzeichen» in der Künstlergarderobe zu Arnold Rosé gesagt haben. Dieser ist 75 Jahre alt, seit 1881 Konzertmeister der Wiener Philharmoniker, und wird unmittelbar nach dem «Anschluss» von der Besetzungsliste gestrichen und «beurlaubt». Dem zum Protestantismus übergetretenen jüdischen Geiger von Weltruf gelingt dank tatkräftigem Einsatz seiner Tochter Alma 1939 die Flucht nach London. Die Familiengeschichte der Rosés ist gut dokumentiert und steht exemplarisch für die Systematik der Vertreibung durch das nationalsozialistische Regime. Das gilt auch für die Zeit nach 1945, als man im Zeichen verordneter Entnazifizierung Arnold Rosé auffordert, ans erste Pult zurückzukehren.
Bernadette Mayrhofer und Fritz Trümpi (die Autoren der Neuerscheinung) ordnen Quellen ein, die erst seit kurzem zugänglich sind und geben im Gespräch mit Corinne Holtz Auskunft über die Praxis der als Verein organisierten Wiener Philharmoniker.

Bernadette Mayrhofer, Fritz Trümpi:
Orchestrierte Vertreibung
Unerwünschte Wiener Philharmoniker. Verfolgung, Ermordung und Exil
mandelbaum verlag wien 2014
ISBN 978-3-85476-448-9

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