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Das Tessin und die Mode
Immerhin gibt's das Südtessin, wo ein wichtiger Teil der Mode- und Luxusindustrie Produktions- oder Logistikzentralen hat.
Im Tal der Mode, zwischen Mendrisio und Chiasso, mit einem westlichen Zipfel Richtung Stabio sind seit Jahren namhafte internationale Modehäuser tätig - Versace, Hugo Boss, Zegna oder Tom Ford produzierten hier früher sehr gerne ihre Kollektionen.
Inzwischen sind es im wesentlichen noch Vertriebs- und Lobisitikzentralen, die betrieben werden. Ausserdem gibt es die einheimischen Stars wie der Hemdenschneider Bruli oder die Wäscheproduktion von Zimmerli in Coldrerio.
Bis vor wenigen Jahren gab es im Tessin noch erstklassige Produktion zu anständigen Preisen, weil viele der Arbeitnehmer dort nicht Schweizer, sondern italienische Grenzgänger waren, die nicht nur billiger zu beschäftigen waren, sondern auch gut nähen konnten und eine gewisse Sicherheit und Stabilität der Schweiz schätzten.
Inzwischen ist aber auch diese Art von Produktion kaum noch konkurrenzfähig und - wie in vielen Branchen - nach Osteuropa oder Asien verlegt worden. In dieser Branche gibt es keine Emotionen und Loyalitäten, was Produktionspreise betrifft. Da geht's nur um den Preis.
Populär sind im Tessin die Outlet- und Factory-Parks wie Foxtown in Mendrisio - ein Second-Season-Funpark mit dem Charme eines Einkaufszentrums der achtziger Jahre. Dort gibt's 160 Outlet-Shops aller grosser Marken. Wer nur die Marke und nicht unbedingt das Allerneueste sucht, der wird dort glücklich. Damit ist aber auch das Hauptproblem der Mode im Tessin benannt: Für andere Anbieter, die im Süden der Schweiz mit hochpreisiger Mode oder einer Boutique Geld verdienen wollen, ist es dieser Billigheimer wegen ein extrem hartes Pflaster.
Eine Ausnahme sind Ascona, der deutschen Touristen wegen, und Lugano. Denn in Lugano ist sehr viel Geld gebunkert, und das sieht man nicht nur den Häusern an, sondern auch den Strassen, vor allem der Via Nassa - dort haben alle, ob Armani, Burberry oder Louis Vuitton, ihre Boutiquen. Sowie eine Handvoll guter lokaler Boutiquen wie Antonioli oder Fumagalli. Favorisiert wird ein leicht italienisch angehauchter Look: ein bisschen sexy und plakativ und körperbetont, für die Männer auch ein bisschen glänzend.
Jeroen van Rooijen