Es ist das Jahr 1995, als die Schweiz ein Novum erlebt: Rund 30 Männer versammeln sich, um sich in einem Wettbewerb zu messen. Bei der ersten Schweizer Bart-Meisterschaft wird nicht die Grösse oder Stärke bewertet, sondern die kunstvolle Pracht im Gesicht der Teilnehmer. Ein Spektakel, das so manchem Rasiermesser das Fürchten lehrt und die Zuschauerinnen und Zuschauer in Staunen versetzt.
Die Männer treten in verschiedenen Kategorien gegeneinander an: Schnurrbart, Kinn- und Backenbart, Vollbart und Vollbart-Freistil. Dabei präsentieren sie stolz ihre prächtigen Gesichtszierden. Doch damit nicht genug – die Bärte werden weiter in Stile unterteilt, wie den eleganten Dalí oder den kaiserlichen Bart. Ein wahres Fest der Bartkultur, bei dem jeder Teilnehmer hofft, mit seinem einzigartigen Look zu glänzen.
«Dieser Wuchs, diese Kraft, weckt in mir die Leidenschaft»
Am Abend des 11. Oktobers 1995 flimmern wirklich amüsante Bilder über die Bildschirme der Schweiz. Stolz präsentieren die Männer ihren prächtigen Haarwuchs, während im Hintergrund Margot Werners «So ein Mann» erklingt. Ein Teilnehmer erzählt, dass er in Alaska fischen war – und da die Fische ihn sowieso nicht sehen, konnte er seinen Bart ungestört wachsen lassen. Jetzt steht er hier, mit einem beeindruckend langen Bart. Bereit, die Konkurrenz in den Schatten zu stellen.
Ein weiterer Teilnehmer, diesmal mit einem prächtigen Schnauz, gibt Einblick in seine Morgenroutine: Erst Zähne putzen, dann den Schnauz in Form bringen. «Der steht sogar den ganzen Tag», bemerkt er mit einem verschmitzten Lächeln. Ob man von einem so potenten Schnauz auch auf andere Qualitäten schliessen kann? Das bleibt der Fantasie überlassen.
«Das ist mein Leben»
Die Gründe für die Gesichtsfrisur sind so vielfältig wie die Bärte selbst. Doch eines haben alle gemeinsam: Der Bart ist ihr unverkennbares Markenzeichen. Ein Teilnehmer erzählt stolz, dass er seit 24 Jahren Bartträger ist. «Würde ich ihn abschneiden, würde mich niemand mehr erkennen», sagt er lachend. «Das ist mein Leben.» Seine Frau hat ihn noch nie ohne Bart gesehen.
Der Beitrag fasst zusammen: «Schnauz und Bart sind essenziell für das männliche Selbstbewusstsein.» Aber was, wenn man keinen Bart hat?
Au die wo kein Bart hend, find ich glatti Gsichter
Der Höhepunkt des Fernsehbeitrags kommt am Ende, als Heinz Wissmann, der Bart-Vize-Weltmeister von 1995, gefragt wird, was er von Männern ohne Gesichtsbehaarung hält. Mit einem Augenzwinkern antwortet er: «So eine todernste Sache ist das nicht. Auch die nicht-Bart- und Schnauzträger finde ich ‹glatti Gsichter›». Doch dann wittert der Kameramann seine Chance auf einen ikonischen TV-Moment und schwenkt zur bislang unsichtbaren Stimme des Beitrags – dem glattrasierten Journalisten. Inmitten all der Bartträger wirkt er wie ein Aussenseiter. Er lächelt verlegen, und wir können uns ein Schmunzeln nicht verkneifen.