Die ukrainischen Brüder Wladimir und Vitali Klitschko waren als Profiboxer zeitgleich Weltmeister im Schwergewicht. Ein Film auf Play SRF zeigt ihren einzigartigen Weg.
Rauheit als Nährboden
Gürtelschläge als Bestrafung sind in der Kindheit von Vitali und Wladimir Klitschko eine gängige Massnahme. Gleichzeitig schweissen der raue sowjetische Alltag und die ständigen, der militärischen Laufbahn des Vaters geschuldeten Ortswechsel die vierköpfige Familie zusammen. Diese Gemengelage erweist sich als idealer Nährboden für die Karriere zweier hochdekorierter Profiboxer.
Ich bin aufgewachsen mit Gehirnwäsche.
«Dr. Eisenfaust» und «The Steelhammer» werden Vitali und Wladimir genannt. Übernamen, in denen widerhallt, was der Vater von Kindesbeinen an predigt: «Wenn ihr kämpft, müsst ihr als Sieger vom Platz gehen – um jeden Preis!»
Vater krebskrank wegen nuklearer Katastrophe
Härte gegenüber sich selbst lebt der Berufsoffizier seinen Söhnen vor. Direkt nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl im Jahr 1986 wird er vor Ort für Räumungsarbeiten eingeteilt. Viele Berufskollegen sterben radioaktiv verstrahlt, er selbst erkrankt an Krebs.
Lügen-System entlarvt
In dieser Zeit beginnt Vitali mit Kickboxen und reist 1989 mit der sowjetischen Nationalmannschaft erstmals in die USA. Der 17-Jährige ist begeistert. Die Geschäfte sind voller Produkte, so ganz anders als zu Hause. Vitali merkt: «Ich bin aufgewachsen mit Gehirnwäsche – jeden Tag mussten wir in der Schule alles aufzählen, was an den USA angeblich schlecht war.»
Zu zweit doppelt so stark
Wenig später wechselt Vitali zum Amateurboxen. Die Teilnahme an der Olympischen Spielen 1996 für die Ukraine fällt aber wegen einer Dopingsperre ins Wasser. Bruder Wladimir wird nominiert und holt Gold. Auch Vitalis Engagement in der deutschen Bundesliga geht an den kleinen Bruder über.
Die Arbeit als brüderliches Tandem wird zum Erfolgsrezept. 2008 schreiben Vitali und Wladimir Boxgeschichte: Erstmals sind zwei Brüder zeitgleich Weltmeister im Schwergewicht.
Der Dokumentarfilm «Klitschko» zeigt neben dem Werdegang der Brüder auch die Geschichte hinter ihren legendären Kämpfen. Die ganze Skala an Emotionen wird bedient: Triumphe, Tränen, Epos und Drama.
Unumstrittene Champs? Mama legt ihr Veto ein
Als unumstrittener Champ gilt im Boxen, wer gleichzeitig Weltmeister aller anerkannten Boxverbände ist. Diesen Status erlangten beide Klitschkos nie. Die Mutter verbat ihnen, gegeneinander in den Ring zu steigen: «In euren Adern fliesst dasselbe Blut – tut das niemals, nicht einmal im Spass.»
Der Dokumentarfilm «Klitschko» lässt sich auf Play SRF noch bis am 24.3.2024 streamen.