«So nah war ich dem Tod wohl nie», ist B.B. King sicher. Der Gitarrist hatte im gleichen Motel übernachtet wie Martin Luther King. Ein Attentat auf Letzteren scheiterte, weil die Täter versehentlich ein falsches Zimmer in die Luft jagten.
Solcher Rassismus hat B.B. King seit der Kindheit als Baumwollpflücker begleitet. Doch statt elendiglich in einem Motel zu enden, folgte kurz darauf der Durchbruch in neue Sphären.
U2 und Rolling Stones als Motor
1969 engagierten ihn die Rolling Stones als Opener für ihre US-Tour. Und im Jahr darauf landetet B.B. King mit «The Thrill Is Gone» einen mit Grammy prämierten Hit.
Ein Gastauftritt bei U2 brachte 1989 den kommerziell grössten Erfolg inklusive Gigs vor bis zu 80'000 Leuten. U2-Sänger Bono Vox beschreibt die Aufnahmen: «Ich hörte neben mir ein Geräusch wie ein abhebendes Flugzeug – B.B.s Stimme!»
Solist mit einzigartigem Klang
Noch einzigartiger als seine Stimme war B.B. Kings Ton auf der E-Gitarre. Nur eine Note, und schon war Liebhabern klar: B.B. King ist am Werk.
Als ihm U2 die Begleitung des Songs «When Love Comes To Town» erklären wollte, verblüffte sie B.B. allerdings: «Jungs, ich spiele keine Akkorde.»
Spezialist für ein Lächeln
Den Umstand, dass B.B. King sich ganz auf das Solieren festgelegt hat, würdigt Rolling-Stones-Gitarrist Keith Richards charmant: «Er ist ein Spezialist.»
B.B. Kings Gitarrenspiel lebte nicht von der Technik, sondern von der direkten Anrede zum Du. Er selbst sagte: «Ich spiele nicht für mich, sondern für die Leute. Ich möchte, dass sie lächeln.»
Arbeitswütiger Grossmeister
«Er ist der Grossmeister», schwärmt Eric Clapton über B.B. King. Der sah sich selbst nicht als Star: «Viele spielen besser als ich und ich denke: B.B., lass es bleiben. Doch dann sagt der Verstand: Und wovon willst du leben?»
Tatsächlich gab es Jahre, in denen B.B. King an 365 Tagen auf der Bühne stand. Ein Mitmusiker erklärt: «Das war sein Wesenskern: Arbeiten, damit er seine Band bezahlen kann.»
Am 15. September dieses Jahres wäre der 2015 verstorbene B.B. King 100 Jahre alt geworden.
Der Film «The Life of Riley» erzählte sein Leben – vom jungen Riley King auf der Baumwollplantage über seine Anfänge als Musiker, welche ihm den Spitznamen Blues-Boy (später auf B.B. gekürzt) bescherten bis hin zum Vorbild für Heerscharen von E-Gitarristen.