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Hazel Brugger
Legende: Jetzt erobert sie auch noch Youtube: Hazel Brugger macht mit Thomas Spitzer Videos, die absurd und komisch sind. Ornella Cacace

Comedy im Netz Diese neue Youtube-«Show Show» ist irre

Hazel Brugger hat eine neue TV-Show, die nicht im TV gezeigt wird. Zusammen mit Thomas Spitzer beweist sie auf Youtube: Die beiden haben einen grossartigen Knall.

«Wie fühlt sich das eigentlich an, wenn man so voll in die Eier getreten wird?»

«Damit willst du einsteigen?»

Ja, damit steigt Hazel Brugger ein. Mit Thomas Spitzer zusammen drehte sie gerade die erste Staffel einer Fernseh-Show ab, die nicht im Fernsehen läuft. Brugger und Spitzer, beide ehemalige Slam-Poeten, stellen sich mit ihrer gemeinsamen Comedy-Sendung dem anspruchsvollsten Publikum: den Youtube-Zuschauern.

Über das Comedy-Duo

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Hazel Brugger (*1993) tritt regelmässig in verschiedenen Satireformaten im TV auf und tourt mit ihrem Soloprogramm «Hazel Brugger passiert» durch die Schweiz, Deutschland und Österreich.

Thomas Spitzer (*1988) ist ein deutscher Autor, Poetry Slammer und Veranstalter. Im Oktober 2017 premiert sein erstes Solo-Programm. Es heißt «Super Funny».

Mops Merkel auf dem Sofa

Diese dürfen sich ansehen wie Brugger und Spitzer über Sexyness von Erdogan, 100-Prozent-Orgasmen und Gesundheits-Latschen reden, wirklich gute Schlager singen und tierische, aber stumme Gäste in ihrer Sendung empfangen.

Angela Merkel etwa sitzt als Mops auf dem roten Ledersofa, Barbara Schöneberger ziert sich als Eule vor einem Gespräch und AfD-Politikerin Alice Weidel pinkelt als Schildkröte das Sofa voll. Nicht die fehlenden Antworten, sondern die Fragen sind hier die Punchlines.

Kann ein Talk-Gast dann doch einmal sprechen, wie Spitzer im Martin-Schulz-Kostüm, sagt er nebulöse Dinge wie: «Ich finde, der kleine Mann muss wieder etwas grösser werden. Er sollte immer noch der kleine Mann sein, aber in gross. Der grosse kleine Mann.»

Ein verhaltenes Youtube-Duo

Zwischen solche Gesprächen schneiden die Comediens Monologe, Sketches, Musikvideos und eine Brugger, die ihre Brüste zeigt, Tränen lacht oder Gäste in typischer Hazel-Manier in Empfang nimmt: «Die folgende Person ist nicht besonders attraktiv, dafür aber auch nicht besonders eloquent. Begrüssen sie mit mir...»

Seit dem 11. Juni laden Brugger und Spitzer jeden Sonntag die rund 15-minütigen Folgen hoch, die im Schnitt 20’000-Mal geklickt werden. Nicht gerade TV-Quote, doch das kann sich ändern. Denn Brugger und Spitzer werben sehr verhalten für ihre durchgeknallte Show. Den Namen «Die Hazel Brugger und Thomas Spitzer haben eine Show Show» kürzen sie – wie die Kardashians ihre Familienserie «KUWTK» – auf ein nicht ganz elegantes, Twitter-taugliches «DHuTSheSS» ab.

Youtube meets Kleinkunst

Wenn die Show nicht die zurzeit lustigste auf Youtube ist, dann ist sie zumindest die am schlechtesten beleuchtete. Das Studio wurde – das wird in der bisher letzten Folge enthüllt – tatsächlich in einem Wohnzimmer eingerichtet. Mit einem blauen Glitzervorhang, 20-Euro-Ebay-Sessel, Mikrofon, Bong und Globus.

Was auf den ersten Blick wie eine trashige Kulisse aussieht, ist in Wirklichkeit eine liebevoll eingerichtete Kleinkunstbühne, die beweist: Im Youtube-Dickicht keimen auch originelle, würdevolle Inhalte neben den schwülstigen Influencer-Kanälen, die den Kommerz und die Klicks feiern.

Anarchisch, absurd, unkonventionell

Spitzer und Brugger feiern die Kunst. Ihre Low-Budget-Videos und deren angenehme Ziellosigkeit leben von den grossartigen Dialogen, der herrlich rücksichtslosen Flüchtigkeit der Sketche und einer klugen Dramaturgie.

Dass die Show auf Youtube zur Verfügung steht, unterstreicht ihren anarchischen Humor, der Stefan Raabs erster Show «Vivasion» oder der absurd unkonventionellen Sendung «The Eric Andre Show» entsprungen scheint.

Kreativ statt kopiert

Während Jan Böhmermann in Deutschland und Michael Elsener in der Schweiz die amerikanischen Late-Night-Shows zu imitieren wissen, suchen Spitzer und Brugger ihren eigenen Stil. Dabei kopieren und liefern sie nicht einfach, sie toben sich aus.

Sie stellen die klassische Talk-Sendung auf den Kopf und interpretieren das Genre auf ihre Art neu. Selten hat man die «böseste Frau der Schweiz» so oft lächeln und rumalbern gesehen.

Und wie reagiert die härteste Jury der Welt? In den Youtube-Kommentarspalten häufen sich neben Komplimenten wie «Die Avocado-Socken sind klasse, woher sind die?» auch Lob zur Sendung. Doch die vierte Folge sei vorerst die letzte, twittert Brugger und nimmt es den Zuschauern vorweg: «Schädchen Schokolädchen!» Das Publikum würde gerne mehr sehen.

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