SRF: Seit gut zwei Wochen werden Ihre Comics im Netz weltweit geteilt. Überrascht Sie das?
Marloes De Vries: Ich dachte schon, dass meine Comics okay sind, aber was jetzt passiert, ist überwältigend. Es ist verrückt, wie viele Reaktionen ich erhalte! Ein Comic ist ein Scherz und du weisst nie, ob ein Scherz funktioniert. Dass sie so vielen Leuten gefallen, macht mich sehr, sehr glücklich!
Wieso sind die Comics so gut ankommen?
Als ich 2013 angefangen habe, sie zu zeichnen, dachte ich, dass nur ich diese Situationen erlebe. Als ich sie dann veröffentlichte, sagten die Leute: Mir geht es genauso! Sie gefallen den Leuten, weil sie sich mit den Situationen identifizieren können.
Ihre Themen sind universell: menschliche Schwächen und Widersprüche, die Furcht vor Verantwortung, das Erwachsenwerden. Gleichzeitig sind die Comics typisch für unsere Zeit. Was macht sie so zeitgemäss?
Darüber Witze zu machen, dass ich mit 32 noch nicht «erwachsen» bin, hätte früher wohl nicht funktioniert. Das hat sich geändert. Wir haben aber immer noch die Vorstellung, dass man in unserem Alter heiraten und Kinder kriegen sollte.
Gleichzeitig wollen wir uns mehr Zeit nehmen, um uns selbst zu finden und das Leben zu geniessen, bevor wir uns niederlassen. Mit diesem Konflikt identifizieren sich die Leute, deshalb finden sie die Comics lustig.
Was inspiriert Sie?
Ich habe ein kleines Notizbuch dabei und schreibe Dinge auf, die mir im Alltag passieren, kleine alberne Dinge, die ich tue. Wenn ich zum Beispiel beim Einkaufen Dinge vergesse. Manchmal schnappe ich auch beim Warten auf den Zug Gespräche anderer Leute auf. Beim Zeichnen mache ich die Dinge dann noch etwas grösser, als sie eigentlich sind – dann wird es lustig.
Wir haben immer noch die Vorstellung, dass man in unserem Alter heiraten und Kinder kriegen sollte.
Haben Sie beim Zeichnen ein Publikum im Kopf?
Normalerweise zeichne ich für mich selbst. Ich zeichne Dinge, die mir passieren, weil es mir dann besser geht. Es hilft mir, eine bessere Perspektive auf mein eigenes Leben zu erhalten. Das mache ich schon, seit ich ein kleines Kind bin.
Ändert sich nun etwas, da Ihre Comics so populär sind?
Ich glaube nicht, dass sich viel ändern wird. Ich werde auf jeden Fall weiter zeichnen, weil es mir sehr viel Spass macht. Mein nächster Comic erscheint am Mittwoch – ich habe aber noch keine Ahnung, worum es gehen wird.
Das Gespräch führte Lukas Keller.