Mit 60 Millionen verkauften Büchern prägte die britische Erfolgsautorin Rosamunde Pilcher die Gattung des romantischen Liebesromans der vergangenen Jahrzehnte.
Liebe und Leid in malerischer Landschaft
Rosamunde Pilcher wurde auch als «Meisterin der Liebesschnulze» bezeichnet. Ihre Romane und Erzählungen spielen in Schlössern, in Spukhäusern oder in verträumten Cottages, vor dem Hintergrund dramatisch-schöner Landschaften, zwischen schroffen Klippen und lieblichen Gärten.
Diese Landschaften spiegeln die Seelen, drehen sich die Geschichten doch um grosse Themen wie Schuld und Sühne, Stolz und Vorurteile und vor allem um Liebe und Hass.
Kuschelromantik statt Sex
Die Figuren gehören der gehobenen Landbevölkerung Südenglands an, aus der Rosamunde Pilcher selber stammte. Ein Leben lang schrieb sie Liebesgeschichten, die ohne exzessive Gewalt, ohne Sexszenen und ohne sozialkritischen Hintergrund auskommen.
Über die Bedeutung der Liebe sagte sie einmal: «Mir geht es um das Leben und die Beziehungen zwischen den Menschen. Wirkliche Liebe kann nur in einer Beziehung bestehen.» Es gehörte deshalb zu ihrem literarischen Programm, dass Intrigen und Lügenverstrickungen in ein Happyend münden.
Im deutschen Sprachraum ein Superstar
Mit Schreiben begann Rosamunde Pilcher schon als Kind. In den 1940er-Jahren veröffentlichte sie romantische Literatur unter dem Pseudonym Jane Fraser. Erst 1955 kam ihr erster Roman als Rosamunde Pilcher heraus. Ihr Lebenswerk umfasst 15 Romane und zahlreiche Erzählungen.
Der Durchbruch gelang ihr mit «Die Muschelsammler» («The Shell Seekers») aus dem Jahr 1987, das sich mehr als zehn Millionen Mal verkaufte. Dank zahlreichen deutschen Verfilmungen ihrer Bücher wurde Rosamunde Pilcher besonders im deutschen Sprachraum zum Superstar.
Ein deutscher Kultusminister befand einmal, sie habe mehr als alle anderen getan, um die Beziehung zwischen den Deutschen und den Briten nach dem Zweiten Weltkrieg wieder zu verbessern. In England erhielt sie 2002 den Ritterschlag durch die Verleihung des «Order Of The British Empire».
Trotz Erfolg nicht abgehoben
Auch wenn ihre Romane in luxuriösen Anwesen in Cornwall spielen, lebte sie in einem eher bescheidenen Bungalow in der Nähe von Edinburgh in Schottland. So wurde sie ihrer eigenen Maxime gerecht, dass Sehnsucht und Wehmut ein utopisch besetztes Fernziel brauchen, dem literarische Fiktionen eher gerecht werden als konkrete Anschauung.
Der ungewöhnliche Erfolg ihrer Romane über das beschauliche Leben der britischen Mittelklasse ohne «Sex and Crime» und ohne Sozialkritik gab der Literaturkritik manche Rätsel auf. «Das Urvertrauen wird immer wieder bestätigt. Die Welt ist nicht heil, aber heilbar», sagte die deutsche Literaturkritikerin Elisabeth Endres über Pilchers Romane.
Sie selber behauptete nie, hohe Literatur zu produzieren. Sie mache einfach das, was sie könne. Und das seien moderne Märchen, mit denen sie ihre Leserinnen in eine romantische Welt verführe. Daran sei nichts falsch.
Auf eine Cocktailparty im Himmel
Über den Tod liess sie einst in einem Interview mit der «Welt» verlauten: «Falls es einen Himmel gibt, stelle ich ihn mir vor wie auf einer Cocktailparty: Man trifft wahrscheinlich auf Menschen, die man lieber nie wieder sehen möchte.»