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Der Archivar Ach, was muss man oft von bösen / Kindern hören oder lesen!

Max und Moritz sehen eigentlich ganz nett aus. Das täuscht. Das sind zwei biblische Plagen. Die piesacken, malträtieren und quälen, was das Zeug hält. Alle kommen dran, die ihnen irgendwann auf die Nerven gegangen sind – zu Ostern: der Bäcker. Aber der Reihe nach.

Ach, was muss man oft von bösen / Kindern hören oder lesen! // Wie zum Beispiel hier von diesen, / Welche Max und Moritz hiessen.

Vor fast 150 Jahren kamen sie in den Handel, die zwei «Spitzbuben». Wobei: Von heute aus gesehen sind die eher Kevin hoch zwei. In Buschs Vorwort heisst es:

Ja, zur Übeltätigkeit, / Ja, dazu ist man bereit! // Menschen necken, Tiere quälen, / Äpfel, Birnen, Zwetschgen stehlen, // Das ist freilich angenehmer / Und dazu auch viel bequemer, // Als in Kirche oder Schule / Festzusitzen auf dem Stuhle.

Witwe Bolte und der Meck, meck, meck

Nur zur Erinnerung: Als erstes kommt Witwe Bolte dran, samt ihrem Federvieh. Huhn und Hahn werden bestialisch gemeuchelt, Einzelheiten lassen wir aus.

Das muss der Neid der Grausamkeit dem Wilhelm Busch lassen, wäre es keine Literatur, man würde sagen: «Was für ein krankes Hirn hat das ersonnen.»

Dann kommt der Böck dran, der Schneidermeister meck, meck, meck ! Der geht jeden Tag über die Holzbrücke übern Fluss:

Max und Moritz, gar nicht träge, / Sägen heimlich mit der Säge, // Ritzeratze! voller Tücke, / In die Brücke eine Lücke.

Sendungen zum Thema

Rums!! – da geht die Pfeife los

Und dann Lehrer Lämpel. Jeder, der jemals ein ansatzweise gespanntes Verhältnis zu einem Lehrer hatte, der hat hier wohlwollend genickt. Denn auf die Idee muss mal einer kommen. Eine Pfeife mit Schwarzpulver zu füllen: Rums!! – Da geht die Pfeife los / Mit Getöse, schrecklich gross.

Zeitung, Pfeife, Fidibus

Onkel Fritz ist der nächste, seit ihm hatten alle das Wort «Fidibus» schon mal gehört, aber nicht den blassesten Schimmer, was das bedeuten könnte. Morgens sagt man: Guten Morgen! / Haben Sie was zu besorgen? // Bringt ihm, was er haben muss: / Zeitung, Pfeife, Fidibus.

Der Onkel Fritz kriegt das ganze Bett mit ekelhaften Käfern vollgestopft, die krabbeln ihm bis in die Nase. Und dann, ja dann kommt die Nummer, die daneben geht:

In der schönen Osterzeit, / Wenn die frommen Bäckersleut' // Viele süsse Zuckersachen / Backen und zurechte machen, // Wünschten Max und Moritz auch / Sich so etwas zum Gebrauch.

Rickeracke! Richeracke! / Geht die Mühle mit Geknacke

Da fallen sie durch den Schornstein in Mehl und Teig und werden gebacken. Das geht nochmal gut aus, aber dann:

Max und Moritz, wehe euch! / Jetzt kommt euer letzter Streich!

Das ist der bei Bauer Mecke. Der geht richtig schief, sie geraten in die Getreidemühle:

Rickeracke! Richeracke! / Geht die Mühle mit Geknacke. // Hier kann man sie noch erblicken, / Fein geschroten und in Stücken // Doch sogleich verzehret sie / Meister Müllers Federvieh.

Da waren unser aller Kinderaugen schreckgeweitet, böse Kinder werden geschreddert! Und aufgefressen und dann wieder ausgeschissen... Das wollte niemand. So zu enden! Da haben wir wieder gehorcht. Bis zum nächsten Mal.

Buchhinweis

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Wilhelm Busch: Max und Moritz, München 1865

Wilhelm Busch: «Max und Moritz, eine Bubengeschichte in 7 Streichen», vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe, Neuss 2011.

Frohe Ostern

Wenn wir uns an Ostern um Familientische versammeln, dann werden Eier getütscht, dann wird viel gegessen, auch die leckeren Zuckersachen der frommen Bäckersleut‘. Und dann muss man sich irgendwann unterhalten. Auch mit den Jungen.

Und wenn sie dann aufeinandertreffen, die schweigenden Digitalen und die elaborierten Humanisten, Vorsicht mit dem Satz: «Willst du nicht mal ein vernünftiges Buch lesen?»

Wenn die Digitalen mehr Ahnung hätten, könnte auch der Satz zurückkommen: «Achtung! Wer im Glashaus sitzt…»

Aber keine Bange, Max und Moritz kennen die nicht, würden ihre Nerven auch gar nicht aushalten.

Frohe Ostern.

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