Der römische Kaiser Caligula galt lange Zeit als Prototyp des wahnsinnigen Herrschers. Als Beleg dafür wird häufig angeführt, er habe sogar sein Lieblingspferd zum Senator gemacht. Doch Caligula war gar nicht wahnsinnig. Mit der Ernennung seines Pferdes «Incitatus» schleuderte er den entmachteten Senatoren seine Verachtung entgegen: «Seht her! Egal, was ich mache, ihr könnt nichts dagegen tun.»
Der Cäsar von Zürich
Die gleiche Geisteshaltung legen die Zürcher Linken und ihr Stadtrat an den Tag. Nicht einmal durch Budgetkürzung und eine Volksinitiative lassen sie sich von ihrem Ziel abbringen. Unter allen Umständen soll eine weitere Niederlage gegen die SVP verhindert werden. Der Cäsar von Zürich kennt keine «Clementia», keine Milde. Er hat die Macht und demonstriert nur allzu gerne, dass er sie hat.
Bestimmt wäre Caligula sehr angetan von der Idee des Zürcher Stadtrats, einen rostigen Hafenkran zum Kunstwerk zu erheben. Umgekehrt würden die Stadträte wohl nur aus Tierschutzgründen keine Pferde in ihren Kreis aufnehmen. Was Kantons- und Gemeinderäten zu genügen hat, ist einem Ross noch lange nicht zuzumuten.
Es ist mein Recht, den Kran nicht als Kunst zu betrachten
Um Kunst geht es bestenfalls am Rande. Stattdessen geht es um Herr-im-Haus-Politik. Hier wird Kunst zu politischen Zwecken missbraucht, und kein Kulturschaffender protestiert dagegen. Beides kein Novum in der Geschichte.
Politiker können jemandem nur Geld geben, das sie jemand anderem wegnehmen. Ist es da zu viel verlangt, wenn sie wenigstens eine gute Begründung liefern müssen? Es liegt mir fern, festzulegen, was Kunst ist und was nicht. Aber ich lasse mir die Antwort auf diese Frage auch nicht von irgendwelchen Funktionären aufzwingen. Wenn Intellektuelle und gemeine Linke einen Hafenkran als Kunst betrachten wollen, ist das ihr gutes Recht. Deren Recht ist aber nicht wichtiger als mein Recht, das Teil nicht als Kunstwerk, sondern als rostigen Kran zu betrachten, für den ich kein Geld ausgeben will.
Kunst muss unterhalten
Ich bin im Übrigen der Meinung, dass man in Zürich, verglichen mit anderen Städten, zu wenig Kunst auf öffentlichem Grund antrifft. Vor allem haben wir kaum etwas, das auch Spass macht. So lädt beispielsweise Max Bills «Pavillon-Skulptur» an der Bahnhofstrasse mehr zum Binden der Schnürsenkel und zum Verzehr eines Hamburgers ein als zur Kunstbetrachtung.
Ich erwarte mehr von Kunst. Sie muss unterhalten. Sie darf zum Lachen reizen, sie darf auch provozieren: auf Kosten der Allgemeinheit in Grenzen, privat finanziert grenzenlos. Eine halbwegs originelle Idee reicht nicht.
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