Der deutsche Heimatfilm ist ein belastetes Genre. An ihm klebt die falsche Idylle, eine verheerende, vom Faschismus verbreitete Kitschlüge. Als Edgar Reitz in den 80er-Jahren eine Fernsehserie schuf, die den Titel «Heimat» trug, war das ein gewagtes Unternehmen. Aber Reitz stammte aus einer Filmemacher-Generation, die «Papas Kino» für tot erklärte und einen neuen deutschen Film schaffen wollte.
Seine Heimat-Chroniken in 30 Folgen wurden zu einem grossen Erfolg und international mit Preisen ausgezeichnet. Jetzt hat Edgar Reitz einen Kinofilm gedreht. In «Die andere Heimat – Chronik einer Sehnsucht» geht es um Auswanderung. Die Hauptrolle spielt wiederum das Dorf Schabbach im Hunsrück, einem Gebiet in Rheinland-Pfalz, in dem der Regisseur selbst aufgewachsen ist. Mitte 19. Jahrhundert haben Tausende von Menschen aus Armut und Not diese Gegend verlassen. Edgar Reitz im Gespräch mit Lisa Röösli über Auswanderung, die Sehnsucht anzukommen und Heimatgefühle auf dem blauen Planeten.