Worum geht’s?
Vor drei Jahren hatten zwei Autoren und Unternehmer eine Idee. Prerna Gupta und ihr Mann Parag Chordia wollten Romane für Jugendliche veröffentlichen – für die Generation Display. Sie probierten vieles aus. Nichts funktionierte.
Dann veröffentlichten sie einen Roman in Chat-Form – so, wie man dies von SMS-Dialogen kennt. Und siehe da: Die erste Geschichte wurde 85'000 Mal heruntergeladen. Von den Jugendlichen, die mit dem Lesen begannen, lasen annähernd 100 Prozent die Geschichte auch zu Ende.
Mittlerweile hat «Hooked», so heisst die App, zehn Millionen Downloads. Sie steht auf Platz 40 der weltweit meistgeladenen Apps. Das ist einiges, bedenkt man, dass es hier «nur» etwas zu lesen gibt.
Warum ist’s interessant?
Das Format, um das es hier geht, ist neu und heisst «Chat Fiction»: Das sind Romane im Chat-Form. Das rückt ein paar Annahmen über Jugendliche zurecht.
- Die kulturpessimistische Behauptung, Jugendliche würden nicht mehr lesen, stimmt so nicht. Sie lesen. Aber anders. Die zehn Millionen Downloads bei «Hooked» haben fast ausnahmslos Jugendliche im Alter zwischen 12 und 20 Jahren gemacht.
- Ebenfalls unzutreffend ist: Jugendliche konsumieren nur noch digitales Kurzfutter. Die jugendlichen Leserinnen und Leser greifen noch immer zum Buch. Aber um die Wartezeit am Tram zu überbrücken, greifen sie eben zum Smartphone.
Nachdem der New Yorker von fünf Jahren eine Story in Tweet-Form veröffentlichte, gibt es für Jugendliche mit «Chat Fiction» jetzt Vergleichbares: Die Form ist zwar neu – die Inhalte aber so alt wie die Menschheit: Liebe und Hass, Glück und Unglück, Beliebt- und Verlassensein.
- «The Ringer» über den Trend der Chat Fiction
- «Tech Crunch» über drei Apps, bei denen junge Leseratten durchdrehen.