Der Teleboy verspricht Spiel, Spass, Spannung. Der Teleboy, das ist Kurt Felix, das Trio Eugster, prominente Gäste, die fetzige Big-Band und zwei Kandidatenpaare: in der ersten Sendung die Ehepaare Remund und Küng. Menschen wie du und ich, mit denen man sich identifizieren und mitfiebern kann.
Nostalgie, Nostalgie
Männer tragen gewagte Schnauzbärte, Hosen mit Schlag, deren Bund sitzt am Bauchnabel. Die Damen tragen Hochgesteckt, Rouge und fliessenden Hosenanzug.
Ein nostalgisches Dokument, das den Abstand der Jahre nicht nur am modischen Look erfahrbar macht sondern auch an Rollenbildern und der Verteilung.
Erst wenn die Frau die Nummer der örtlichen Feuerwehr weiss, darf sie ihrem Mann einen Schlüssel geben, den dieser dann in den schwankenden Teleboy stecken muss. Nicht nur die Mode von damals scheint überholt – auch der Zeitgeist.
Als in einer deutschen Sendung jener Zeit eine Frau alle Kandidatenfragen beantwortet und gewinnt, quittiert der Moderator das damals mit dem Satz: «Eine Frau, die etwas weiss.»
Heute undenkbar, der Moderator würde unter einem Shitstorm begraben oder Präsident von Amerika.
Und heute?
Christoph Gebel ist Chef der Abteilung Unterhaltung beim Schweizer Radio und Fernsehen. Er kann sich gut an den Teleboy erinnern, der «stand in der Familienagenda als Wochenhighlight». Gebel bestätigt, man könne an der Samstagabendunterhaltung ersehen, wie sehr sich der Zeitgeist geändert habe.
Im deutschen Fernsehen versuche man derzeit, alte Formate wiederzubeleben wie etwa «Dalli Dalli». Gebel sagt: «Ich werde das nie tun. Man kann nicht die DNA einer Sendung nach heute übertragen.»
Wann immer möglich: live
Gebel sagt: «Formate am Samstagabend sollten, wann immer möglich, live sein», wie etwa die Live-Sendungen von «SRF bi de Lüt» . «Wenn sie nur in der Mediathek stehen, sind sie kein Ereignis. Sie müssen einen Wettbewerbscharakter haben, wo die Menschen mitfiebern können.»
Die Kandidaten müssen anders gefordert sein als noch beim Teleboy. Kandidaten müssen etwas können wie bei «Die grössten Schweizer Talente» .
Da könne sich noch immer die ganze Familie versammeln, jeder drückt seinem Kandidaten die Daumen. Das Spektrum der Kandidaten ist aber breiter als beim Teleboy und spiegelt so eine andere gesellschaftliche Zusammensetzung. Da muss nicht alles jedem gefallen aber für alle ist etwas dabei.
Weniger Verpackung – mehr Inhalt, mehr Emotion
Zuschauer interessieren sich wesentlich weniger für die Verpackung als für den Inhalt. Deshalb habe er, Gebel, sich mit seiner Abteilung davon verabschiedet, auf «noch mehr buntes Licht, noch mehr Effekte, noch grössere Bühnen» zu setzen und einen Strategiewechsel vollzogen.
Den bringt er mit einem Beispiel auf den Punkt: «Am Samstagabend ist es dem Publikum egal, ob Helene Fischer auf einer 60 Meter breiten Bühne steht. Die wollen Helene Fischer sehen.»
Beim Teleboy war die Show an sich das Ereignis, das reicht heute nicht mehr. Gebel geht es nicht nur um mehr Inhalt sondern auch um mehr Emotion. Das trifft auf Happy Day zu: «Happy Day berührt die Menschen, unmittelbar. Happy Day lebt von Geschichten, da kann man die Verpackung runterfahren.»
Die Geschichten machen den Unterschied
Gebel sagt, derzeit sei das Schweizer Fernsehen der einzige Sender in Europa, der am Samstagabend auch selbstproduzierte Reportagen sende wie etwa «Hüttengeschichten» oder «Wunderland» mit Nik Hartmann. «Gute Geschichten interessieren die Menschen.»
Und manchmal sei man «mit Nik Hartmann schon fast beim Slow-TV». Eine mutige Entscheidung, die funktioniere. So sei das Jahr 2016 auch das erfolgreichste Jahr für die Abteilung Unterhaltung seit mehr als zehn Jahren gewesen.
Die Samstagabendunterhaltung ist ein Stück Familiengeschichte. Alle paar Jahre wird die Samstagabendunterhaltung mit schöner Regelmässigkeit zu Grabe getragen. Es gibt sie aber weiterhin.
Das beschreibt vielleicht dies: Die Aushängeschilder der Sendungen von Mäni Weber, Kurt Felix bis Beni Thurnheer waren über Jahre geliebte Gäste in Schweizer Wohnstuben. Wenn die gehen, tut der Abschied weh.
Man merkt in solchen Momenten, dass man selbst und die Familie ein gutes Stück älter geworden sind. Es ist, als ob man in einem Familienalbum umblättert und seufzt: «Ach ja.»