Ray Parker jr. ist gut gelaunt und strotzt vor Lebensfreude. Der Mann, den der Titelsong von «Ghostbusters» weltberühmt machte, sitzt beim Interview in Zürich im T-Shirt da. Für einmal trägt er keines mit dem Aufdruck «Detroit».
Bei öffentlichen Auftritten trägt er gerne den Namen seiner Heimatstadt auf der Brust. Dort hat seine märchenhafte Karriere mit 14 begonnen. Nur ein Jahr, nachdem ihn weisse Polizisten grün und blau geschlagen hatten.
Die Weissen aus dem Fernseher
Das war im «langen, heissen Sommer» 1967, als in Detroit die ersten Rassenunruhen der USA entbrannten. 43 Tote und eine Stadt in Flammen waren die Folge, nachdem Präsident Johnson die Nationalgarde in die Stadt geschickt hatte, um für Ordnung zu sorgen.
Ray Parker jr., der nach Zürich reiste, um am Festival die Dokumentation «Who You Gonna Call?» über seine Karriere vorzustellen, erinnert sich: «Bis zu meiner Jugendzeit hatte ich keinerlei Kontakt zu Weissen. Die Segregation war total damals in Detroit. Die einzigen weissen Menschen, die wir sahen, waren im Fernsehen. Dort gab es dafür keine Schwarzen.»
Mit 13 dachte er, sein Leben sei vorbei
Als die Unruhen in Detroit begannen, wurde Ray Parker jr. wie viele gewöhnliche Bürger davon überrascht. Ray war auf dem Heimweg, als ihn eine Polizeipatrouille stoppte.
«Keiner sagte etwas. Sie packten mich und prügelten auf mich ein», erklärt der Musiker, der damals erst 13 war: «Ich war überzeugt, das ist mein Ende.»
Der Junge, der schon damals ziemlich gut Gitarre spielte, hatte Todesangst. Die mutige Intervention einer Nachbarin bewahrte ihn vor Schlimmerem. Sie habe die Polizisten angeschrien: «Er ist ein guter Junge!». Das hat ihn gerettet, wie Ray Parker Jr. im Film schildert.
ZFF-Schwerpunkt Black Lives Matter
Die Diskriminierung von Minderheiten ist dieses Jahr Thema in vielen Filmen am 16. Zurich Film Festival. Deren Szenen wirken wie Blaupausen aus der Zeit der frühen Rassenunruhen in den USA.
Prügelnde weisse Polizisten, sterbende Schwarze. Eine aufgebrachte Menschenmenge, die mehr Rechte einfordert. Alles gleich. Dazwischen liegen mehr als 50 Jahre.
Im Drama «One Night In Miami» muten Textpassagen wie aus der heutigen Zeit an. Dabei spielt der Film 1964, als sich berühmte Afroamerikaner zu einem nächtlichen Gespräch trafen: Bürgerrechtler Malcolm X, Boxer Muhammad Ali, Football-Star Jim Brown und Star-Musiker Sam Cooke.
Damals wie heute
Es ist ein fiktiver Bericht über eine Begegnung zwischen Freunden aus dem wirklichen Leben. Der Film zeigt, wie sich die Glut des Rassismus auf dem Boden der gespaltenen US-Zivilgesellschaft ausbreitet und es nur noch diesen einen Funken braucht, bis es brennt.
«One Night In Miami» ist das sehenswerte Regie-Debüt von Oscar-Preisträgerin Regina King. Ihr brandaktuelles Historienstück zeigt subtil, wie beschämend wenig sich seit damals verändert hat.
Die alten Rassisten sterben aus
Trotz wenig offensichtlichem Wandel bleibt Ray Parker Jr. Optimist: «Wenn die Alten mit ihren rassistischen Ansichten aussterben und die nächste Generation übernimmt, die zu grossen Teilen gegen Ungleichheiten ist, löst sich das Problem», meint er zuversichtlich.
«Wie würde eine Melodie zum Thema Black Lives Matter klingen?», wollen wir abschliessend vom schwarzen Hit-Produzenten wissen.
«Sie würde fröhlich anfangen, sicher nicht in Moll. Das dürfte die Zuhörer ein wenig irritieren. Doch die Lyrics würden schlussendlich Klartext sprechen», antwortet Ray Parker Jr. mit einem schelmischen Lächeln auf den Lippen.