Der erste Shitstorm
Mitte der 1990er-Jahre etablierte sich das Internet und mit ihm die schnellen News.
Früh entdeckte die Unterhaltungsbranche, welche Nachrichten am meisten Aufmerksamkeit wecken: Skandale aus Hollywood. «Waterworld» generierte den ersten virtuellen Shitstorm.
Dabei hätte viel für einen neuen Blockbuster gesprochen: Der Hauptdarsteller Kevin Costner war in den frühen 1990ern gefragter denn je.
Seit seinem siebenfach Oscar-prämierten Drama «Der mit dem Wolf tanzt» wollten ihn alle und durfte er alles.
Visionäres Thema
Das Thema von «Waterworld» war frisch und aus heutiger Sicht visionär: Durch die schmelzenden Polkappen besteht die Erde in einer fernen Zukunft aus einem riesigen Ozean.
Die Menschen («Drifters») treiben auf selbstgebauten künstlichen Atollen in einer dystopischen Wasserwelt. Es herrscht Anarchie: Die «Smokers» – angeführt vom einäugigen Deacon (Dennis Hopper) – terrorisieren die letzten Überlebenden.
Ein einsamer, namenloser Held (Kevin Costner) stellt sich ihnen in zahllosen Wasserschlachten entgegen.
Düstere Vorzeichen
Die Vorzeichen für den Film standen von Anfang an auf Sturm. Das Skript musste während der Dreharbeiten umgearbeitet werden. Joss Whedon, der dieses retten sollte, erklärte später: «Es war das schlechteste Drehbuch, das ich je gelesen hatte.»
Für die Regie holte Produzent und Hauptdarsteller Kevin Costner seinen alten Buddy Kevin Reynolds an Bord. Ein Missgriff, wie sich herausstellen sollte.
Die beiden zerstritten sich am Set hoffnungslos und die Trennung erfolgte schliesslich während der Produktionsarbeiten.
Kevin’s Gate
Die notorischen Streitereien der beiden Kevins wurden publik. Es ging um Eitelkeiten, aber auch Grundsatzfragen: Costner wollte der Hauptfigur mehr Charakter und Redezeit verleihen, Reynolds war auf ein Actionspektakel aus.
Ausserdem sorgten Costners Extrawünsche für eine Kostenexplosion: Die ursprünglich geplanten 90 Millionen Dollar Budget reichten bei Weitem nicht. Am Ende kostete der Film sagenhafte 175 Millionen Dollar – so viel, wie kein Film zuvor.
Die Zeitungen titelten «Kevin’s Gate», in Anlehnung an das bis dahin grösste Filmdebakel aller Zeiten: «Heaven’s Gate» von Michael Cimino. «Waterworld» wurde medial versenkt, bevor er anlief.
Kassengift Costner
In den USA tat sich «Waterworld» tatsächlich schwer, sein Publikum zu finden. Die negativen Schlagzeilen wirkten.
Kevin Costner zeigte sich bestürzt und beschuldigte die Journalisten, einen grossen Kinoerfolg verhindert zu haben: «Schade, dass viele Leute den Film nicht anschauen – aufgrund der Aussagen dieser Idioten».
Weltweit spielte der Film dennoch einen Gewinn ein. Den schlechten Ruf wurden weder der Film noch der Hauptdarsteller wieder los.
Kevin Costner hält sich seither mit weitgehend mediokeren Filmrollen über Wasser.