Die erste Folge der neuen und letzten Staffel der Erfolgsserie «The Crown» beginnt mit dem tödlichen Autounfall von Prinzessin Diana und ihrem Freund Dodi in Paris, während Paparazzi sie verfolgen. Man sieht den Crash im Tunnel nicht - man hört ihn nur. Danach wird alles im Flashback erzählt.
Diana ist geschieden. Der Milliardär Mohammed Al-Fayed will sie mit seinem Sohn Dodi verkuppeln. Das funktioniert. Und die ganze Welt erfährt es. Ein Paparazzo schiesst sie knutschend ab, auf einer Yacht im Mittelmeer. Sie im orangen Badeanzug, Dodi in Badehose. Die Fotos, damals eine Sensation, sind überall zu sehen.
Klar, die Ereignisse sind bekannt. Aber Langweile kommt nicht auf. Die 6. Staffel ist wie süffige People-Berichterstattung, nur dass das Publikum gefühlt viel dichter dran ist an den Royals als jeder Klatschreporter und mitbekommt, was sie denken und fühlen.
Auch wenn es traurig wird, wenn William und Harry vom Tod ihrer Mutter erfahren und die Queen sich tagelang nicht zum Tod von Diana äussert und damit den Zorn des Volkes auf sich zieht.
Im Kreuzfeuer der Kritik
Seit 2016 und über fünf Staffeln arbeitet sich «The Crown» durch die Herrschaft von Queen Elizabeth II., beginnend 1947.
Seit die Serie in den 1980er-Jahren angekommen ist, wird viel darüber diskutiert. Weil es nicht mehr alte Geschichten aus einer fernen Vergangenheit sind und weil Prinzessin Diana ein nationales Heiligtum ist.
Zwischen Fakt und Fiktion
Viele finden es problematisch, dass die Serie historische Fakten und Fiktion vermischt. Der frühere Premierminister John Major nannte «The Crown» «eine Ladung bösartigen Unsinns» und forderte zum Boykott auf.
Netflix reagierte damals, schrieb unter den Trailer zur fünften Staffel, dass es sich um eine «fiktive Dramatisierung» handle.
Geisterstunde mit Lady Di
Die Emotionen kochen auch bei der sechsten Staffel hoch. Vor Ausstrahlung kam das Gerücht auf, dass der Todesunfall von Diana im Detail gezeigt würde. Serienschöpfer Peter Morgan musste das zurückweisen.
Die Aufregung war laut, als das Boulevardblatt «Daily Mail» vorab aufdeckte, dass Prinzessin Diana, Prinz Charles und Königin Elizabeth II. nach ihrem Ableben als Geist erscheinen würde. Ein Historiker bezeichnete die Serie in der Zeitung als «grausam» als einen «kranken Scherz».
Die kritischen Stimmen werden sicher noch zunehmen.
Kein Geschichtsunterricht
Die 6. Staffel ist ein faszinierender voyeuristischer Blick durchs Schlüsselloch in die Privatgemächer der Royals. Wie immer hat das, was da zu sehen ist, wenig mit der Realität zu tun. Das ist diskussionswürdig, aber Unterhaltung, die keine Reibung sucht, ist selten erfolgreich.
«The Crown» ist keine Dokumentation, sondern eine fiktionale Seifenoper. Das Konzept: Bekannte Geschichten übers Königshaus werden genommen und dann überlegt, was die Beteiligten wohl damals gedacht und gesagt haben. Das macht den Reiz der Serie aus.
Diana, die Queen, Charles und die anderen Handlungsträger sind Personen des öffentlichen Lebens, über die in der Boulevardpresse quasi täglich Absurderes zu lesen ist, als das, was die Serie zeigt. Die ist vieles, aber sicher nicht respektlos.
Prinz Harry bleibt cool
Prinz Harry nahm es bisher locker. Vergangenes Jahr sprach er mit Late-Night-Talker James Corden über «The Crown» und sagte: «Sie geben nicht vor, Nachrichten zu sein. Es ist erfunden, sehr frei, basierend auf der Wahrheit.»
