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Elizabeth II. als Filmfigur Die Queen im Film: Wirklich nah kam ihr nur einer

Als Herz der britischen Monarchie hatte Elizabeth II. wider Willen auch eine «Filmkarriere». Darin mischt sich Respektvolles mit Kuriosem.

Der US-Police Lieutenant Frank Drebin (Leslie Nielsen) lässt nichts anbrennen: Er ist verantwortlich für die Sicherheit der Queen (Jeanette Charles). Als er bei einem Empfang einen vermeintlichen Attentäter ausmacht, wirft er sich kurz entschlossen auf die Königin und schlittert auf ihr liegend über ein unendlich langes, opulent belegtes Bankett.

Diese Slapstick-Szene stammt aus dem Komödien-Klassiker «The Naked Gun» (1988). Sie funktioniert deshalb so hervorragend, weil der tollpatschige Polizist Frank Drebin darin ein absolutes Höchstmass an Etikette verletzt: Er gerät in engen Körperkontakt mit einer der unantastbarsten Frauen der Welt: Queen Elizabeth II.

älterer Mann liegt flach auf Frau mit Krone und gelbem Kleid auf weissem Tischtuch.
Legende: In «The Naked Gun» kommt der Polizist der Queen so nahe wie niemand sonst es im Film wagte. IMAGO / United Archives

Nicht nur Doubles

Die an diesem Stunt beteiligte Schauspielerin Jeanette Charles war jahrzehntelang als Queen-Double unterwegs: Sie spielte die Rolle nicht nur in «The Naked Gun», sondern auch im dritten «Austin Powers»-Film und in einer Tatort-Folge. Geboren wurde sie 1927, und soeben hat sie die menschliche Vorlage ihrer Kunst überlebt.

Queen Elizabeth II. wurde in der Filmwelt nicht nur von Doppelgängerinnen verkörpert, sondern von einer ganzen Riege von Schauspielerinnen – in seltenen Fällen auch von Schauspielern. Helen Mirren, Freya Wilson, Samantha Bond, Julie Walters, Sarah Gadon, Emma Thompson, Irm Hermann, Claire Foy, Olivia Colman und unlängst auch Imelda Staunton: Sie alle – und weitere mehr – schlüpften vor der Kamera in ihre Haut.

Kaum Blicke ins Innere

Für diese Schauspielerinnen war und ist das nicht immer eine einfache Aufgabe. Denn das Pokerface der Queen war legendär: Mit geschulter Mimik kommt man dem nicht bei.

Frau mit grauen Haaren und Brille sitzt im Bett, liest Zeitung, viele Zeitungen darum herum auf dem Bett.
Legende: Für ihre Verkörperung der Queen erhielt Helen Mirren 2007 den Oscar für «beste Hauptdarstellerin». IMAGO / Everett Collection

Es sind auch nur wenige zu Queen Elizabeth II. entstandene Fiktionen auszumachen, die sich ernsthaft um ihre Innenwelt drehten. Da sie ihre Gefühlslage äusserst gut vor der Umwelt abzuschotten wusste, hielten sich auch fast alle Drehbücher an diese Grenze.

«The Queen» (2006) von Stephen Frears (mit Helen Mirren) und die seit 2016 laufende TV-Serie «The Crown» (mit Foy, Colman und Staunton) bleiben die hartnäckigsten Versuche, nicht nur die öffentliche Person, sondern auch den Menschen dahinter erfahrbar zu machen. Daneben entstand vor allem viel Oberflächliches und Karikierendes.

Wobei Queen Elizabeth II. auch bei derben humoristischen Versuchen kaum jemals frontal angegriffen wurde: Sie wirklich in den Schmutz zu ziehen, traute sich noch nicht einmal die Brachialhumor-Truppe des Satire-Formats «Spitting Image» .

Ein besonders guter Dokfilm

Dokumentarfilme zu Queen Elizabeth II. sind derweil unzählige entstanden – ab der Krönung im Jahr 1953, damals in leuchtendem Technicolor. Ihre Reisen nach Kanada, Australien und in die Karibik wurden in den 1950er- und 1960er-Jahren sowohl fürs Fernsehen als auch für die Leinwand aufbereitet.

Doch der aussagekräftigste und auch kurzweiligste Kino-Dokumentarfilm über das Wirken der Queen ist ein relativ junger: «Elizabeth: A Portrait in Part(s)» von Roger Michell (2022) ist ein amüsantes audiovisuelles Mosaik, das durch einen Zusammenschnitt ihrer unzähligen öffentlichen Auftritte im Verlauf der sieben Jahrzehnte auf dem Thron zwar nicht den Menschen näher bringt, aber doch immerhin das popkulturelle Phänomen lustvoll hochleben lässt.

SRF1, 10vor10, 09.09.2022, 21:50 Uhr.

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