Seit 2016 die erste Staffel von «The Crown» die Netflix-Charts erklomm, ersehnten Fans ungeduldig die umstrittenste Ära der britischen Royals: In den 1990ern wurde das britische Königshaus von Skandalen erschüttert.
Eine Krise jagt die nächste
Im Zentrum der neuen Staffel steht eine älter werdende Queen, aber auch die kaputte Ehe des damaligen Prinzen Charles und seiner ersten Ehefrau Prinzessin Diana.
Neben Eskapaden wie «Tampongate» und «Revenge Dress» beschäftigt sich die Serie auch mit dem markerschütternden Fernsehinterview mit Lady Di von 1995.
Vor den Augen von ungefähr 23 Millionen Britinnen und Briten sprach sie erstmals öffentlich über ihre zerrüttete Ehe. Jahre später wurde bekannt, dass der BBC-Journalist Martin Bashir sich das Interview erschlich, indem er Diana gefälschte Dokumente vorlegte.
Die Anfang September verstorbene Queen kommt in der fünften Staffel schlecht weg. «The Crown» zeigt Elizabeth ll. als altmodische Monarchin, die zwanghaft an Vergangenem festhält. Dramatisch unterstrichen werden ihre Sorgen um die marode königliche Jacht «Britannia» oder den Brand des Schloss Windsor im Jahre 1992. Auch ein aufmüpfiger Prinz Charles, der sie vom Thron stossen will, macht ihr in der Serie zu schaffen.
Kritik von allen Seiten
Fiktionalisierte historische Ereignisse in Filmen und Serien stehen immer wieder in der Kritik. «The Crown» wurde bereits früher für die Vermischung von Fakt und Fiktion kritisiert. Die neue Staffel, die zwei Monate nach dem Tod der Queen auf Netflix anläuft, steht nun besonders unter Beschuss.
Die Schauspielerin Judi Dench bezeichnete die Serie in Anbetracht der neuen Staffel in einem offenen Brief « auf grausame Art ungerecht ». Auch die in der Serie vorkommenden Ex-Premierminister John Major und Tony Blair übten in Statements scharfe Kritik am Wahrheitsgehalt der Serie.
Netflix versah daraufhin den Trailer zur fünften Staffel mit einem Hinweis: Die Serie wird jetzt als «von wahren Ereignissen inspiriert» und als «fiktive Geschichte» beschrieben.
Der nahbare Royal Prinz Harry sah letztes Jahr in einem Interview mit dem Late-Night-Host James Corden das Ganze gelassener. Für ihn sei «The Crown» eine klar fiktive Serie, die grob auf das Leben der Royals blickt. Ihm sei das lieber als das, was sonst über seine Familie geschrieben werde.
Zwischen Voyeurismus und Nostalgie
Die fünfte Staffel von «The Crown» kommt trotz vieler Skandalmomente etwas langatmig daher. Geschuldet ist dies ausufernden Einführungssequenzen historischer Momente. Dennoch besticht die schauspielerische Leistung des neuen Casts. Allen voran Elizabeth Debickis (« Tenet ») Darstellung einer rastlosen Prinzessin Diana.
Die neue Staffel erlaubt mit einer grossen Prise Voyeurismus und Nostalgie einen meist unterhaltsamen, aber fiktiven Blick hinter die Kulissen des britischen Königshauses.
Streamingstart am 09.11.2022 auf Netflix.