Kacey Mottet Klein ist aktuell einer der spannendsten jungen Schauspieler der Schweiz. Wie unglaublich wandelbar er ist, zeigt auch der Vergleich mit seiner Filmrolle Alex, einem harten, verschlossenen und entschlossenen jungen Mann. Der Mensch hinter der Rolle ist offen, sympathisch, sogar etwas schüchtern.
Schon zum zweiten Mal spielt Kacey Mottet Klein in einem Film von André Téchiné mit. Nach «Quand on a 17 ans» hat er nun die Hauptrolle als Alex in «L’adieu à la nuit». An seiner Seite spielt Catherine Deneuve – im Film seine Grossmutter.
Alex kommt aus der Stadt zurück auf den Reiterhof seiner Grossmutter. Dort ist er aufgewachsen.
Vom Reiterhof in den Dschihad
Bald bemerkt die Grossmutter eine Veränderung: Alex ist zum radikalen Islam konvertiert. Er bereitet zusammen mit seiner Freundin Lila seine Abreise vor. Alex wird in den Dschihad, in den heiligen Krieg ziehen. Seine Grossmutter versucht das mit allen Mitteln zu verhindern.
Auf die Frage, wie sich Kacey Mottet Klein auf die Rolle des radikalen Konvertiten vorbereitet hätte, hat der 20-Jährige eine überraschende Antwort: Er selber sei mit 13 oder 14 zum Islam konvertiert.
Ein französischer Bekannter, selber Konvertit und eher radikal, habe ihm das schmackhaft gemacht. Er habe viele muslimische Freunde gehabt und sei angezogen gewesen von dieser Religion.
Nach der Konversion sei er zwei Tage in die Moschee gegangen, habe nicht geraucht und getrunken. Allerdings: Es blieb bei diesen zwei Tagen.
Auf die eigenen Instinkte vertrauen
Diese Anekdote habe ihm vor Augen geführt, wie leicht man als junger Mensch beeinflussbar sei. Heute ist er auf Papier immer noch Muslim – aber atheistisch.
Und trotzdem findet Kacey Mottet Klein, der Islam sei eine wunderschöne Religion – nur nicht in der Ausprägung, die seine Figur Alex im Film «L‘adieu à la nuit» praktiziert.
Bei dieser Rolle ist der junge Schauspieler an seine Grenzen gestossen: Er gehe seine Rollen immer über die Emotionen an, suche Gemeinsamkeiten zwischen sich selber und seiner Filmrolle. Aber hier, bei dieser Rolle habe er nichts gefunden. Er habe sich darum ganz auf André Techinés Regie verlassen – und auf seine eigenen schauspielerischen Instinkte.
Er selber sei ganz anders im richtigen Leben, erzählt Kacey Mottet Klein, zum Glück ganz weit weg vom radikalisierten Charakter Alex. Er sei ein emotionaler, offener Mensch. Nur so fühle er sich lebendig.