Unberechenbar, sexy und selbstbestimmt: So kenn man Grace Jones, die grosse Diva der Popkultur. Als Model, Sängerin und Schauspielerin wird sie mit exzentrischen Auftritten zur Ikone, ihr Image medial überhöht und gleichzeitig von ihr selbst sorgfältig gepflegt.
Ihre Karriere beginnt die gebürtige Jamaikanerin mit 18 Jahren auf den Laufstegen in New York und Paris. Schnell zieht sie mit ihrem ungewöhnlichen, androgynen Look alle Blicke auf sich, modelt für grosse Modelabels wie Yves St. Laurent und Kenzo, ziert die Covers von «Vogue» und «Elle».
Königin der Disco
Ende der 1970er-Jahre steigt Grace Jones ins Musikbusiness ein. Mit exzentrischen Auftritten und Videoclips singt sie sich in die Avantgarde von Disco und New Wave, wird Stammgast im berühmten Studio 54 in New York. Mit Songs wie «I've Seen That Face Before» und «Slave to The Rhythm» feiert sie internationale Erfolge.
Sie beginnt eine Zusammenarbeit – und eine Beziehung – mit dem französischen Fotografen Jean-Paul Goude. Seine ikonischen Bilder und Videoclips machen Grace Jones in den 1980er-Jahren endgültig zum popkulturellen Hingucker.
Ambivalentes Image
Sie ist eine Ikone, die auch objektiviert wird. Die von Goude gestalteten Albumcovers zeigen sie hypersexualisiert, wild, mit schwarz glänzender Haut. Eine seiner Fotografien zeigt sie nackt und auf allen Vieren in einem Raubtierkäfig.
Doch Grace Jones weiss mit diesem Image zu spielen. Sie selbst liebt die Provokation, gibt sich freizügig, posiert für den «Playboy», feiert wilde Partys. Diese Ambivalenz aus Selbst- und Fremdbestimmung zeigt sich auch in ihren Kinofilmen. Ihre Figuren: Oft radikal, meistens etwas durchgeknallt.
Sie spielt auch in Nebenrollen die Hauptrolle
In «Conan The Destroyer», dem trashigen Fantasyspektakel von 1984, spielt Grace Jones wild fauchend und leicht bekleidet die Kriegerin Zula, die sich mit Conan in ein verrücktes Abenteuer stürzt. Obwohl sie nur eine Nebenrolle spielt, stiehlt sie dem drögen Hauptdarsteller Arnold Schwarzenegger locker die Show.
In «A View to A Kill» spielt sie 1985 kein Bond-Girl, sondern die Frau fürs Grobe des Bösewichts, die Bond auch mal verprügelt – und dann trotzdem mit ihm im Bett landet. In «Boomerang» (1992) reibt sie als exzentrisches Model einem verdutzten Parfümeur ihr Höschen unter die Nase, um diesem zu erklären, was sie sich unter der «Essenz von Sex» vorstellt.
Sie wird noch heute nicht müde
Obwohl sie in ihren Filmen nur Nebenrollen spielt, in Erinnerung bleibt sie: Grace Jones. Ihre grössten Erfolge feierte sie vor rund 40 Jahren, doch bis heute taucht sie immer wieder auf. Nicht nur als viel zitierte Inspiration für viele Künstlerinnen und Künstler, sondern auch auf Laufstegen und Bühnen in aller Welt.
Offenbar ist sie auch mit 75 Jahren nicht müde: Letztes Jahr etwa hatte sie einen Gastauftritt auf Beyoncés preisgekrönten neuem Album. Es wird wohl kaum das letzte Lebenszeichen von ihr sein.