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76. Filmfestival Cannes Wim Wenders – der Dauergast in Cannes

Gleich zwei Filme zeigt der deutsche Regisseur in Cannes. Er erzählt, was ihn inspiriert – und warum er eigentlich gar nicht weiss, wie man Filme macht.

Für viele Filmemacherinnen und -macher ist es die grösste Ehre, einmal im Leben einen Film am prestigeträchtigen Filmfestival in Cannes zeigen zu dürfen. Und dann ist da Wim Wenders, der Regisseur von Filmen wie «Der Himmel über Berlin» oder «Buena Vista Social Club».

Rund 20 seiner Werke wurden bisher in Cannes gezeigt. 1984 gewann er mit «Paris Texas» den Hauptpreis.

Mit Spielfilm und Dokumentarfilm in Cannes

Dieses Jahr feiern in Cannes gleich zwei weitere Filme des 77-Jährigen Premiere: Der Spielfilm «Perfect Days», der im Wettbewerb um die Goldene Palme läuft. Und der Dokumentarfilm «Anselm», der ausser Konkurrenz gezeigt wurde.

«Anselm» ist ein 3D-Film, der den Lebensweg des deutschen Künstlers Anselm Kiefer beleuchtet.

Ein Mann brennt mit einem Feuerwerfer eine Leinwand an.
Legende: Wieder ein Wenders in Cannes: Der Film «Anselm» zeigt Anselm Kiefer bei der Arbeit an seinen riesigen Kunstwerken. Road Movie

Man sieht den heute 78-Jährigen in seinem Atelier an neuen Kunstwerken arbeiten. Und erfährt von seinem Werdegang – durch Rückblenden, alte Interviews und die Einbindung von Gedichten und Mythen, die den Künstler geprägt haben.

Die ruhig eingesetzte 3D-Technik lässt das Publikum in die Welt von Anselm Kiefer eintauchen.

Ein Kleid steht in einem Wald, die Sonne scheint durch die Äste.
Legende: Kiefers Werke kommen durch die 3D-Technik des Films besser zur Geltung. Road Movie

«Anselm» ist nicht Wenders erster 3D-Dokumentarfilm. 2011 revolutionierte er mit seinem Tanz-Film «Pinar» die Technik und wurde für einen Oscar nominiert.

Künstler und Regisseur sind alte Freunde

Kiefer und Wenders kennen sich seit 30 Jahren, wie der Regisseur im Interview mit SRF in Cannes erzählt. Genauso lange hätten sie darüber gesprochen, einen gemeinsamen Film zu machen.

Drei Männer und ein Junge in Anzügen posieren auf dem Roten Teppich.
Legende: Wim Wenders (rechts) und Anselm Kiefer (2.v.r.) kennen sich schon seit Jahrzehnten. Kiefers Sohn (links) spielt im Film den jüngeren Künstler, Wenders' Grossneffe den Künstler im Kindesalter. Keystone / AP / Daniel Cole

Er sei fasziniert vom Werk seines Freundes. Er müsse begeistert sein von einem Thema, um darüber einen Film machen zu wollen, sagt Wenders.

«So wird der Film zur Methode, mehr über das Thema zu erfahren.» Er glaube, das Publikum interessiere sich für Dinge, die sie mit dem Filmemacher gemeinsam erfahren können.

Filme seit über 50 Jahren

Wenders’ zweiter Film in Cannes folgt dem Alltag eines japanischen Mannes, der als Putzkraft arbeitet. «Perfect Days» wird einer der letzten Filme sein, die dieses Jahr im Wettbewerb in Cannes gezeigt werden.

Ein Mann und ein Mädchen sitzen auf einer Bank, beide lächeln.
Legende: Wenders zum Zweiten: Eine Szene aus Wim Wenders aktuellem Film «Perfect Days». Master Mind Ltd

Wim Wenders macht seit über 50 Jahren Filme in den unterschiedlichsten Sprachen, mit den unterschiedlichsten Techniken und zu den unterschiedlichsten Themen.

Wenders weiss nicht, wie man Filme macht

Er begründet die Vielfältigkeit seiner Arbeit so: «Ich mache nicht Filme, weil ich weiss, wie’s geht. Ich mache Filme, weil ich noch nicht weiss, wie’s geht. Denn jeder Film erfindet seine eigene Sprache.»

Nachdem er einen Film abgeschlossen habe, vergesse er die Formel dazu, sagt er im Interview. «Ich könnte den Film ‹Himmel über Berlin› nie im Leben mehr machen. Ich weiss nicht, wie das gehen sollte.»

Um zu erfahren, welche Sprache Wim Wenders für seine neusten Filme erfunden hat, muss sich das Schweizer Publikum noch etwas gedulden. «Anselm» und «Perfect Days» sollen erst Ende des Jahres in die Schweizer Kinos kommen.

SRF 1, Tagesschau, 23.05.2023, 19:30 Uhr

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