Einen Engel, Hitler oder Alpöhi: Bruno Ganz spielte jede Rolle, sofern sie ihn herausforderte. Doch wenn es nach dem Willen seiner Eltern gegangen wäre, hätte er Malermeister werden sollen.
Zum Glück setzte Ganz seinen eigenen Kopf durch. Am 22. März 1941 in Zürich geboren, interessierte er sich schon während der Schulzeit fürs Theater. Kurz vor der Matura brach er das Gymnasium ab. Er nahm Schauspielunterricht und jobbte.
Furchtlos und wandlungsfähig
1960 erhielt er mit 19 seine erste Filmrolle in der Walter-Roderer-Komödie «Der Herr mit der schwarzen Melone». 1962 gehörte Ganz zu den Mitbegründern der Berliner Schaubühne.
Schon bald darauf machte sich der Schweizer auch in Deutschland als furchtloser und wandlungsfähiger Schauspieler einen Namen.
Dann kam der internationale Ruhm. Mit Hauptrollen in zwei Filmen des deutschen Regisseurs Wim Wenders.
Durchbruch als Mörder und Engel
In «Der amerikanische Freund» (1977) glänzte Ganz als ungeschickter Mörder neben Dennis Hopper, dem aus dem Hippiefilm «Easy Rider» (1969) bekannten Hollywood-Star.
In «Der Himmel über Berlin» (1987) verkörperte der Zürcher einen Engel, der aus Liebe zu den Menschen auf seine Unsterblichkeit verzichtet. Diesmal an der Seite von Peter Falk, bekannt als Fernseh-Detektiv Columbo.
Weltweit gefragt
Es folgten zahlreiche Bühnen- und Filmrollen, Ehrungen und Auszeichnungen. Bruno Ganz war eindeutig zu einem der gefragtesten Charakterdarsteller der Welt avanciert.
Die namhaftesten Filmregisseure wollten mit dem Schweizer arbeiten. Silvio Soldini in «Pane e tulipani» (2000) etwa, Francis Ford Coppola in «Youth Without Youth» (2007) oder Bille August in «Nachtzug nach Lissabon» (2013).
Glanzleistung als Hitler
Ein aussergewöhnliches Highlight setzte Ganz in «Der Untergang» (2004). In dem Kriegsdrama verkörperte er Adolf Hitler so verstörend, dass die Kritiker sich gegenseitig mit Lob überboten.
Trotz seines Ruhms liess es sich Bruno Ganz nicht nehmen, zwischendurch auch immer wieder in Schweizer Filmen mitzuwirken – von Kurt Gloors «Der Erfinder» (1980) bis zu Fredi M. Murers «Vitus» (2006).
Patriotische Pflicht
In der Neuverfilmung von «Heidi» (2015) verkörperte der Schauspieler den brummigen Alpöhi.
Er habe die Rolle als patriotische Pflicht empfunden, sagte Ganz in einem Interview mit SRF. Diese Rolle abzulehnen, fand er, wäre der Schweiz gegenüber nicht fair gewesen.
Vier Jahre später, am 16. Februar 2019, starb Bruno Ganz in Wädenswil im Alter von 77 Jahren an Darmkrebs.
Die Uraufführungen seiner letzten beiden Filme, Terrence Malicks «A Hidden Life» und Anders Østegaards «Winterreise», erlebte Ganz nicht mehr.