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95. Academy Awards Keine Aufreger, viel Klasse: Das war die lange Nacht der Oscars

Sieben Goldmännchen für den Topfavoriten «Everything Everywhere All at Once». Auch überall: Qualität – und die Kleinen.

Es war keine Nacht der grossen Überraschungen: Im Verlauf einer so gut wie pannenfreien Show wurden in den meisten Kategorien die Werke und Menschen ausgezeichnet, die bereits im Vorfeld als Favoriten galten. (Liste siehe unten.)

Die mehrheitlich kurz gehaltenen Dankesreden zeugten in vielen Fällen von aufrichtiger Rührung. Die vier preisgekrönten Schauspielerinnen und Schauspieler blicken auf längere Durststrecken in ihren Karrieren zurück, so etwa Jamie Lee Curtis oder Brendan Fraser.

Elegante Frau hält Oscar in der Hand und spricht in Mikrofon
Legende: Konnte sich freuen: Die Schauspielerin Michelle Yeoh erhielt für ihre Rolle in «Everything Everywhere All at Once» die Auszeichnung als beste weibliche Hauptrolle. Keystone/EPA/CAROLINE BREHMAN

Komplett leer ausgegangen sind Steven Spielbergs «The Fabelmans», Todd Fields «Tár», Baz Luhrmanns «Elvis», Martin McDonaghs «The Banshees of Inisherin» und Ruben Oestlunds «Triangle of Sadness».

Bei den grossen US-Kino-Blockbustern reichte es je für einen Preis in einer Nebenkategorie: «Top Gun: Maverick» gewann für den besten Ton, «Avatar: The Way of Water» für die besten visuellen Effekte und «Black Panther: Wakanda Forever» für das beste Kostümdesign.

Deutschland holt sich Ehrenpunkte

Erstaunlich gut schlug sich das deutsche Netflix-Kriegsdrama «Im Westen nichts Neues» von Regisseur Edward Berger. Es erhielt vier Auszeichnungen (bester internationaler Film, beste Kamera, bestes Produktionsdesign, beste Filmmusik). Für eine nicht-englischsprachige Produktion ist das ein beachtlicher Erfolg.

Der Preissegen für den übermütigen Genremix «Everything Everywhere All at Once» von Daniel Kwan und Daniel Scheinert zeichnete sich bereits zuvor ab, weil der Film bereits in zahlreichen anderen Award Shows gut abgeschnitten hatte. Dieses ungewöhnliche Werk repräsentiert, wie sich die heutige Academy gutes Kino vorstellt: dynamisch, divers, generationenverbindend, auf einem gewagten Konzept basierend und doch nicht am Publikum vorbei.  

Klares Ja zum Kinofilm

Zwar blieben mit Tom Cruise und James Cameron zwei Männer der Veranstaltung fern, die im vergangenen Jahr für einen Grossteil der verkauften Kinotickets verantwortlich waren.

Dennoch waren die Oscars 2023 eine Show, die mit besonderem Stolz eine Reihe von Kinospielfilmen würdigte, die auch wirklich in Kinosälen liefen und für diesen Zweck konzipiert wurden. Zu den Streaming-Giganten hat sich eine gesunde Distanz eingestellt.

Alle Oscars 2023

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Bester Animationsfilm

Guillermo del Toro, «Pinocchio»

Beste männliche Nebenrolle

Ke Huy Quan, «Everything Everywhere All at Once»

Beste weibliche Nebenrolle

Jamie Lee Curtis, «Everything Everywhere All at Once»

Bester Dokumentarfilm

«Navalny»

Bester Live-Action-Kurzfilm

«An Irish Goodbye»

Beste Kamera

«Im Westen nichts Neues»

Bestes Makeup und Frisuren

«The Whale»

Bestes Kostümdesign

«Black Panther: Wakanda Forever»

Bester internationaler Film

«Im Westen nichts Neues»

Bester dokumentarischer Kurzfilm

«The Elephant Whisperers»

Bester animierter Kurzfilm

«The Boy, the Mole, the Fox and the Horse»

Bestes Produktionsdesign

«Im Westen nichts Neues»

Beste Originalmusik

«Im Westen nichts Neues»

  Beste visuelle Effekte

«Avatar: The Way of Water»

Bestes Originaldrehbuch

«Everything Everywhere All at Once»

Bestes adaptiertes Drehbuch

«Women Talking»

Bester Ton

«Top Gun: Maverick»

Bester Originalsong

Naatu Naatu, «RRR»

Bester Schnitt

«Everything Everywhere All at Once»

Beste Regie

Daniel Kwan and Daniel Scheinert, «Everything Everywhere All at Once»

Beste männliche Hauptrolle

Brendan Fraser, «The Whale»

Beste weibliche Hauptrolle

Michelle Yeoh, «Everything Everywhere All at Once»

Bester Film

«Everything Everywhere All at Once»

 

Showtechnisch kamen die Oscars 2023 ohne ernsthafte Aufreger aus, und bis auf die Prämierung von «Navalny» als bester Dokumentarfilm auch weitgehend ohne politische Statements.

Das hat wohl auch damit zu tun, dass die US-amerikanische Filmindustrie nach einigen Krisenjahren eine neue, etwas bescheidenere Rolle gefunden hat: Kleinere Produktionsfirmen mischen erfolgreich mit, originelle Werke haben ihren Platz, grosse Stars geben sich menschlich.

Und vor allem: Es wurden lauter Filme prämiert, die nicht mit Prestige oder mit riesigen Budgets zu überzeugen versuchten – sondern mit Qualität.

Oscar-prämierter Dok-Film «Nawalny» bei SRF zwei

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Der Film «Nawalny – Gift hinterlässt immer eine Spur» hat den diesjährigen Oscar für den besten Dokumentarfilm gewonnen. Der Film des kanadischen Dokumentarfilmers Daniel Roher zeichnet nach, wie der Jurist Alexei Nawalny dem russischen Staatsapparat so gefährlich wurde, dass dieser am Schluss bereit war, bis zum Äussersten zu gehen.

SRF zwei zeigt den Film am kommenden Freitag, 17. März, 20.10 Uhr.

Radio SRF 2, Kultur-Aktualität 13.3., 07:06 Uhr

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