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Action-Thriller und Tragödie Die Kinoversion der «Deepwater Horizon»-Tragödie

Am 20. April 2010 fing die Ölplattform «Deepwater Horizon» auf Grund eines sogenannten «Blowouts» Feuer und löste dadurch eine der grössten Ölkatastrophen der Geschichte aus. Nun kann man den Hergang des Unglücks als Spielfilm erleben. Gelingt der Spagat zwischen Actionthriller und Tragödie?

Auf der Ölplattform «Deepwater Horizon» läuft nicht alles nach Plan. Nicht nur sind die Arbeiten 43 Tage im Verzug, sondern auch zahlreiche Gerätschaften machen Probleme. Der Cheftechniker (Mark Wahlberg), sein Chef (Kurt Russell) und die anderen Arbeiter sind solche Hindernisse jedoch gewohnt.

Zu Besuch sind einige Repräsentanten des Ölunternehmens BP, allen voran Donald Vidrine (John Malkovich). Er macht der Besatzung Druck und plädiert für eine möglichst schnelle Beendigung der schwierigen Bohrung. Denn Zeit ist Geld.

Der 156 Millionen Dollar teure Film basiert auf einem Artikel der New York Times. Dieser rekonstruierte die letzten Stunden auf der Plattform und stützte sich dafür auf Aussagen der Crew und technische Unterlagen.

Im Mittelpunkt des Artikels stand die menschliche Ebene der Katastrophe. Der Film folgt diesem Beispiel, legt seinen Fokus jedoch noch mehr auf die Heldenhaftigkeit und gegenseitige Hilfsbereitschaft der Crew im Angesicht unbezähmbarer Kräfte.

Die Ölplattform «Deepwater Horizon» brennt.
Legende: Ein Tag nach dem «Deepwater Horizon»-Unglück: Schiffe der U.S. Küstenwache versuchten die Ölplattform zu löschen. Reuters

Tief unter dem Meer

Die Gier nach Erdöl führt zur Katastrophe. Als Zuschauer weiss man, dass die auf der Leinwand getroffenen Entscheidungen unaufhaltsam zum fatalen Ende führen. Dies hält einem jedoch nicht davon ab bis zum Schluss auf einen anderen Ausgang der Geschichte zu hoffen.

Wegschauen geht nicht. Man möchte den Figuren am liebsten eine Warnung zurufen und ist geschockt von der Risikobereitschaft der gewinnorientierten Unternehmen.

Die ausgeklammerte Umweltkatastrophe

Der Film hält sich an eine altbewährte Hollywood-Regel: Geschichten um Menschen interessieren, Naturthemen nicht. So wird die dem Unglück folgende Umweltkatastrophe nur angedeutet.

«The well from hell – das höllische Bohrloch.» Dies ist der Spitzname, unter dem die Bohrung zuerst unter den Arbeitern und später in den Medien berühmt wurde. Nach dem Desaster flossen nach offizieller US-Schätzung 4,9 Millionen Barrel Öl in den Golf von Mexiko.

Riesige Küstenabschnitte wurden verölt. Millionen Tiere und Pflanzen starben oder trugen irreversible Schäden davon. 87 Tage vergingen, bevor das Loch versiegelt werden konnte. Die Konsequenzen der Ölpest sind heute noch spürbar.

Mark Wahlberg und der echte Mike Williams posieren gemeinsam auf Foto
Legende: Mark Wahlberg und der echte Mike Williams an der Premiere in London. Reuters

Fazit

«Deepwater Horizon» ist ein Film, der sehr realistisch wirkt und das nicht zuletzt dank ausgezeichneter Spezialeffekte. Er will den Heldenmut der Arbeiter aufzeigen und den elf Todesopfern Tribut zollen. Dies ist eigentlich auch nicht verkehrt.

Es sollte jedoch nicht vergessen werden, dass die erzählte Geschichte zwar auf der Wahrheit basiert, aber schlussendlich nur Fiktion ist. Die Tragödie wurde für den Film in ein typisches amerikanisches Actionkostüm gepackt. Trotzdem ist das Spektakel ein Gang ins Kino wert. Vor allem, weil es einige grundlegende Mechanismen der Ölbranche aufzeigt.

Kinostart: 24.11.2016

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