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Albtraum für die Traumfabrik Legen Drehbuchautoren mit einem Streik bald Hollywood lahm?

Autoren und Autorinnen drohen Hollywood damit, ihre Arbeit niederzulegen. Welche Folgen hätte das für Film und Fernsehen und was fordert die Gewerkschaft?

Was ist passiert? In Hollywood wächst die Sorge vor einem Streik der Drehbuchautorinnen und Drehbuchautoren. Die Mitglieder der «Writers Guild of America» stimmten mit überwältigender Mehrheit von knapp 98 Prozent für einen Arbeitskampf, sollten die laufenden Vertragsverhandlungen bis zum 1. Mai kein Ergebnis bringen. Das teilte die Gewerkschaft am Montag mit.

Die ersten, die so ein Streik treffen würde, wären die beliebten Late-Night-Shows.
Autor: Marlène von Arx

Worüber wird gestritten? Seit Mitte März verhandelt die Autoren-Gewerkschaft mit den Film- und Fernsehproduzenten (Alliance of Motion Picture and Television Producers) über einen neuen Vertrag. Der alte Vertrag zwischen den beiden Parteien ist bereits ausgelaufen. Die Schreiber fordern unter anderem Gehaltserhöhungen, bessere Arbeitsbedingungen und höhere Zuschüsse für die Kranken- und Altersversorgung.

Zuletzt hatte der Autorenverband im Jahr 2017 mit einem Streik gedroht. Nach wochenlangen Verhandlungen kam es dann im letzten Moment zu einer Einigung.

Welche Folgen hätte ein Streik für das Programm? Ein Streik könnte viele Film- und Fernsehprojekte in Hollywood lahmlegen. «Die ersten, die so ein Streik treffen würde, wären die beliebten Late-Night-Shows, zum Beispiel von Stephen Colbert, Seth Meyers oder Jimmy Fallon», erklärt Marlène von Arx, eine Schweizer Journalistin in Los Angeles. Ein Streik würde sich hier schon am nächsten Tag bemerkbar machen, da die Autoren und Autorinnen hier tagesaktuell arbeiten.

Bei Fernsehserien oder Filmen würde man die Auswirkungen eines Streiks erst in einem Jahr merken, da die Studios natürlich Produktionen in der Pipeline haben.

Wäre ein Hollywood-Streik ein Novum? Schon 2007 und 2008 wurde gestreikt. Damals traten die Schreibkräfte gar 100 Tage lang in den Ausstand. Der Streik legte Hollywood nahezu lahm: Die Dreharbeiten zu mehr als 60 TV-Shows wurden eingestellt, Filmprojekte verschoben und Gala-Shows abgesagt.

Streikende vor den Paramount Pictures Studio.
Legende: Wiederholt sich das Szenario? Bereits 2007 marschierten die Streikenden vor dem Eingang zu den Paramount Studios in Los Angeles auf. AP Photo/Reed Saxon

«Der finanzielle Verlust für die Unterhaltungsbranche wurde damals auf Hunderte Millionen Dollar geschätzt», erklärt von Arx.

Was hat sich seit den letzten Streiks verändert? Die Unterhaltungsbranche in Hollywood ist eine andere als noch vor 15 Jahren: Streamingdienste haben an Bedeutung gewonnen. Die Writers sind der Ansicht, dass sie viel weniger verdienen als früher. Denn: Viele werden im Fernsehen pro Episode bezahlt. Gab es vor einigen Jahren noch oft bis zu 22 Episoden pro Staffel, sind es heute auf den Streamingplattformen meist nur 13 Folgen. Diese Entwicklung wirke sich auch auf die Entlohnung aus.

Ein kurzer Streik könnte den Studios im Zweifel sogar zugutekommen.

Auch waren die Gewinnbeteiligungen beim Kabelfernsehen besser als beim Streaming, denn: Die bestehenden Verträge wurden in einer Zeit ausverhandelt, als das Streaming noch in seinen Anfängen steckte.

Wie stehen die Chancen, dass die Writers bessere Bedingungen durchsetzen? Das ist schwierig zu sagen, denn den Studios geht es finanziell auch nicht besonders gut. Überall werden Leute entlassen und die Pandemie hat dem Kino zugesetzt. Die Studios können also behaupten, sie hätten kein Geld für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne.

Und: «Ein kurzer Streik könnte den Studios im Zweifel sogar zugutekommen», sagt von Arx. Bei einem Arbeitskampf könnten sich die Studios auf die «höhere Macht» berufen. Dann würde die «Force Majeure»-Klausel wirksam, wonach die Studios sich gleich älterer Verträge entledigen könnten, die sie gar nicht mehr erfüllen wollen.

Radio SRF 4 News, Heute Morgen, 18.04.2023, 08:40 Uhr ; 

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