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Ein ETH Professor bei den Oscars: Markus Gross im Porträt
Aus Kultur-Aktualität vom 14.07.2020. Bild: Keystone / Gaetan Bally
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Animationstüftler Markus Gross Dieser Mann erweckt Tote zum Leben

Neu in der Oscar-Akademie: ETH-Professor Markus Gross kann mitbestimmen, wer einen der begehrten Filmpreise erhält.

Diese Ehre kommt nur ausgewiesenen Fachleuten zuteil: Mitglied der Oscar-Akademie zu werden. Markus Gross ist es nun. Dass er als Informatiker bei der Oscar-Auswahl mitmachen darf, ist nur auf den ersten Blick überraschend.

Denn der ETH-Professor ist schon lange im Filmbusiness tätig. Er leitet seit über zehn Jahren das Walt-Disney-Forschungsbüro in Zürich.

Digitale Gesichter, täuschend echt

Und er ist selbst bereits Oscar-Preisträger – zweifacher sogar. Den ersten Tech-Oscar erhielt er für sein Programm, mit dem man Rauch und Explosionen digital nachahmen und als Spezialeffekte in Filme einbauen kann.

Den Zweiten für seine Gesichtsanimationen. Diese sind seit den Anfängen seines Forschungslabors ein wichtiges Thema: «Wir wollten digitale menschliche Gesichter erzeugen, die nicht mehr von der Realität unterscheidbar sind», blickt Markus Gross zurück.

Die Oscar-Akademie

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Die «Academy of Motion Picture Arts and Sciences», wie sie mit vollem Namen heisst, ist eine ehrenamtliche Organisation der Filmbranche. Ihr eigentlicher Zweck ist es, die Filmwirtschaft vorwärts zu bringen.

Bekannt wurde sie aber durch die Verleihung der Academy-Awards, der Oscars. Als Mitglieder der Akademie sind für die nächste Oscar-Verleihung über 800 Personen eingeladen worden. Sie sind jeweils eigenen Kategorien zugeordnet (wie Schauspiel, Regie, usw.).

Die Filmtechnologie hat allerdings keine eigene Kategorie. Der Zürcher Professor Markus Gross ist deshalb als Member-at-Large, als freies Mitglied, aufgenommen worden.

Soweit sind er und sein Team inzwischen. Das zeigt sich etwa an der Figur Grand Moff Tarkin aus dem Star-Wars-Film «Rogue One» aus dem Jahr 2016. Gespielt wird diese von Schauspieler Peter Cushing. Nur: Cushing war bereits 1994 verstorben.

«Wir mussten ihn für den Film digital wiederbeleben», erklärt Gross, «dazu mussten wir unter anderem ein Gesichts- und ein Zahnmodell entwickeln.» Und so wurde Peter Cushing mithilfe von Bildern aus alten Star-Wars-Filmen rekonstruiert.

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Besuch im Disney Lab Zürich
aus Digital Podcast (MP3) vom 22.03.2019.
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Zum Beispiel Robert de Niro

Seine Animationen kommen aber auch bei echten Schauspielerinnen und Schauspielern zum Einsatz – zum Beispiel, wenn sie jünger oder älter gemacht werden sollen.

«Im Film Irish Man wurde Robert de Niro digital verjüngt», sagt Markus Gross. «Ich glaube, mit diesen Technologien kann man Geschichten visuell erzählen, die man andernfalls nicht erzählen könnte.»

Filmszene aus The Irishman: Zwei Mänenr sitzen im Restaurant an einem Tisch.
Legende: Wäre ohne Markus Gross’ Technologie nicht möglich gewesen: Robert De Niro (re.), um Jahre verjüngt in «The Irishman». Netflix

Seine Erfahrung in der Animationstechnologie will Markus Gross nun in die Oscar-Akademie einbringen. Er werde versuchen, «den Stellenwert von technologischer Innovation für das gesamte Filmbusiness zu stärken.»

Bevor er aber seine Meinung in der Akademie einbringen kann, muss er sich zuerst die nominierten Filme anschauen. Dafür seien die Winterabende im Heimkino bereits reserviert, sagt Markus Gross und freut sich: «Da ich ein grosser Filmfan bin, stelle ich mir das ganz spannend vor.»

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur Aktualität, 14.7.2020, 06:50 Uhr

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