Eben erst wurde das Ende des Blockbusters ausgerufen, weil «Indiana Jones 5», «Mission: Impossible 7» oder der Pixar-Film «Elemental» weit hinter den Erwartungen zurückblieben.
Und jetzt dies: «Barbenheimer» – also die Filme «Barbie» und «Oppenheimer» – sorgte für das erfolgreichste Kinowochenende des laufenden Jahres.
Die Zahlen: «Barbie» von Greta Gerwig hat am Startwochenende weltweit rund 377 Millionen US-Dollar eingespielt. Allein in den USA und Kanada waren es 155 Millionen Dollar. Das ist der beste Start eines Films einer Frau überhaupt, wie der «Hollywood Reporter» schrieb. Christopher Nolans «Oppenheimer» verdiente bisher 174 Millionen Dollar (in den USA und Kanada 80.5 Millionen Dollar). Es sei das Comeback-Wochenende, von dem Hollywood seit der Pandemie geträumt habe, so der englische «Guardian» .
Der Hype: Die gegensätzlichen Filme – pinke Plastikwelt vs. düsteres Atomwaffen-Epos – sind zeitgleich gestartet. Die Studios hatten den Hype zum Doppelstart mit Erfolg geschürt. Es stellt sich also nicht die Frage, ob man sich die Filme anschaut – sondern welchen zuerst. Nicht zu unterschätzen ist auch, dass hinter «Barbie» eine gigantische Marketing-Maschine steckt – die Medienpräsenz war und ist gewaltig. Laut einer Umfrage des US-Kinobesitzendverbandes haben auch dank sehr guter Kritiken mehr als 200’000 Menschen die beiden Filme am selben Tag gesehen. Dazu kommt: «Barbenheimer» bietet eine perfekte Vorlage für Memes.
Einer für fast alle: «Barbie» funktioniere für kleine Mädchen, für Frauen, die mit Barbies aufgewachsen sind, aber auch für alle, welche die Puppe für ein Symbol patriarchaler Unterdrückungsstrukturen und Ausdruck des reinen Kapitalismus halten, so SRF-Filmredaktor Michael Sennhauser. «Weil Regisseurin Greta Gerwig aus der Indie-Szene kommt, macht sie den Film auch für das intellektuelle und kritische Publikum zugänglich.» Gerwig schaffe zudem den Spagat zwischen PR für den Auftraggeber Mattel, kritischem Feminismus und heiterer Gesellschaftssatire, erklärt der Filmkritiker. Das Drehbuch, das sie mit ihrem Partner Noah Baumbach geschrieben hat, sei ein grossartiges Beispiel für «having your cake and eating it too».
Regie und Hauptdarsteller: Greta Gerwig («White Noise», «Frances Ha») war bis anhin bei der grossen Masse kaum bekannt. Dabei ist sie eine der gefragtesten Frauen im Filmbusiness. Christopher Nolan («Tenet», «Dunkirk») muss man spätestens seit seiner «Batman»-Trilogie ohnehin niemandem mehr vorstellen. Auch die Hauptdarstellenden dürften eine Rolle für den Erfolg spielen – Margot Robbie und Ryan Gosling bei «Barbie»; Cillian Murphy und Emily Blunt bei «Oppenheimer». Diese scheinen gerade beim jungen Publikum mehr zu ziehen als die alternden Filmstars Harrison Ford oder Tom Cruise.
Haben Action-Filme ausgedient? Wohl kaum: Auch die enttäuschenden «Indiana Jones» und «Mission: Impossible» schafften es auf Platz 1 der Kinocharts. Wichtiger ist aber, ob die Filme ihre Produktionskosten wieder einspielen. «Indiana Jones», der rund 300 Millionen Dollar gekostet hat, dürfte daran scheitern.
«Barbie» und «Oppenheimer» hingegen dürften hochprofitabel werden: Sie kosteten «nur» 145 Millionen respektive 100 Millionen Dollar.