Der geplante Film «Batgirl» sollte ein weiterer Superheldinnen-Blockbuster werden. Nun wurde stattdessen bekannt gegeben, dass er nie in die Kinos kommt, wegen Sparmassnahmen beim Filmstudio. Ausserdem gibt es Gerüchte, er wäre zu schlecht.
Mit geschätzten Kosten von 90 Millionen ist der Film der teuerste, der nie auf die Leinwand kam. Aber warum zog der neue Warner-CEO David Zaslav die Film-Notbremse?
Strategie gegen Filmflops
Hollywood versucht regelmässig das Unmögliche: Die Reaktionen des Publikums vorherzusehen. Schliesslich schreibt ein gefloppter Film rote Zahlen – und die sind schlecht fürs Geschäft.
Darum versuchen die Filmemacher Flops möglichst schon dann zu vermeiden, wenn das Projekt noch billig ist, so SRF-Filmexperte Enno Reins: «Die Qualitätskontrolle beginnt schon, bevor überhaupt gedreht wird. Wenn nur die Idee da ist, macht man Umfragen bei Kinobesuchern.» Kommt die Idee nicht gut an, wird sie fallengelassen.
Etwas teurer wird’s, wenn der Film während der Produktion durchfällt: Die Reaktionen auf jeden Trailer, jegliches Werbematerial wird analysiert. Wie viele schauen sich das an? Was wird diskutiert, was kritisiert?
Stoff fürs Bonusmaterial
Richtig teuer wird es erst, wenn ein Film ganz am Schluss durchfällt, wie das laut Gerüchten bei «Batgirl» geschehen ist. Bei den Testscreenings sehen 300 bis 500 Leute einen Film schon vorab. Dabei füllen sie einen langen Fragebogen aus. Der fragt etwa danach, welche Figur sie am besten und welche am schlechtesten fanden, und ob sie den Film weiterempfehlen würden.
«Diese Auswertung kann drastische Folgen haben,» erklärt Filmexperte Reins. «Szenen können gelöscht oder neu gedreht werden. Das ganze Ende kann sich ändern.» Die rausgeschnittenen Szenen würden dann im Bonusmaterial landen.
Solche Anpassungen seien in Hollywood gang und gäbe, meint Reins. Einige Regisseurinnen und Regisseure gingen aber noch einen Schritt weiter: Sie wählten nach der schlechten Kritik ein Pseudonym, damit ihr Name nicht im Abspann erscheint.
Der unauffällige Mr. Smithee
Dabei wählten die Filmemacher früher aber nicht irgendeinen Namen: «Bis in die 2000er-Jahre war es immer das Pseudonym Alan Smithee. Wenn man das liest, weiss man: Okay, das war ein schlechter Film.»
Heutzutage werde das Pseudonym kaum mehr benutzt. Ende der 90er-Jahre erschien nämlich der Film «Fahr zur Hölle Hollywood». Darin geht es um einen Regisseur, der Alan Smithee heisst, einen schlechten Film macht und ihn vernichten will.
Weil sich der echte Filmregisseur Arthur Hiller entschieden hatte, den Film selbst als Alan Smithee zu zeichnen, kannte danach jeder den Namen und wusste, was er bedeutete. «Deshalb wird er in Hollywood nicht mehr häufig benutzt», so der Experte.
Ein Depp für die Tonne
Pseudonyme und Neuaufnahmen von Szenen kommen also nach Testscreenings durchaus vor. Dass aber gleich ein ganzer Film erst nach seiner Produktion in der Tonne landet, sei sehr selten – gerade bei einem so teuer produzierten Blockbuster wie «Batgirl».
Doch auch die Profis sind davor nicht gefeit: Johnny Depp zog Ende der 90er sein Drama «The Brave» zurück – ein Film, bei dem er zugleich als Drehbuchautor und Regisseur fungierte und auch die Hauptrolle spielte.
«Nach einer Vorführung auf dem Filmfestival von Cannes waren die Kritiken so mies, dass Depp verhindert hat, dass der Film je in den USA rauskam», so Reins. Auf das Pseudonym Alan Smithee wollte der Star lieber nicht setzen.