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Film & Serien Ben Stiller – keine Erlösung von dem Blöden

Von Ben Stiller will das Publikum nur das eine: seine Rolle als Lachnummer, zum Beispiel in «There's Something About Mary». Dabei ist der New Yorker nicht nur ein erfolgreicher Schauspieler, sondern auch Produzent, Stimmgeber, Talentförderer, Regisseur, Philanthrop und Autor.

Ben Stiller betont gerne, wie stolz er auf seine Filmkarriere ist. Stolz darauf, dass allein sein Name für Box-Office-Rekorde bürgt, dass er als Schauspieler ganze Comedy-Franchisen in die Gewinnzone führen kann: «Meet The Parents» (mit zwei Fortsetzungen), «Madagascar 1-3», «Night at the Museum 1-3», «Zoolander» (Teil 2 ist geplant), «Dodgeball» (Teil 2 ist geplant).

Video
Ausschnitt aus «Zoolander» (2001)
Aus Kultur Extras vom 15.07.2014.
abspielen. Laufzeit 33 Sekunden.

Gleichzeitig ist ihm dieser Erfolg auch etwas peinlich. Gerne nämlich wäre Stiller mit Filmen erfolgreich, die seine Stärken als eigenwilliger Künstler herausstellen, und möchte beweisen, dass er mehr ist als einfach nur der Sohn, der in den Fussstapfen der Komiker Jerry Stiller und Anne Meara nach oben kam.

Für Filme gemocht zu werden, die er nicht selber geschaffen hat, schmeckt Kontrollfreak Stiller nämlich gar nicht. Aber das Publikum liebt ihn nun mal nicht als Auteur, sondern als komischen Darsteller. Ein Job, für den er nach eigenem Bekunden wenig taugt.

Komischer Nicht-Komiker

Sendeplätze

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Legende: 20th Century Fox
  • «Zoolander»

    Donnerstag, 17.7. um 23:15 Uhr auf SRF zwei.

  • «Dodgeball: Voll auf die Nüsse»

    Dienstag, 22.7. um 23:40 Uhr auf SRF zwei.

Vergleicht man ihn mit jenen Komiker-Kollegen, denen Stiller seit seinen Anfängen eng verbunden ist, dann ist diese Selbsteinschätzung nicht ganz falsch. Weder ist er ein Anarcho-Komiker à la Knautschfresse Jim Carrey. Noch ist er Jack Black, der seine Gegenüber jeweils bildlich plattzumachen pflegt. Er ist auch kein Adam Sandler, dessen debile Flatulenzwitze ihn als manisch Besessenen ausweisen. Auch Babyelefant Will Ferrell mit seinem Zerstörungsdrang kommt für einen Vergleich mit Stiller nicht in Frage. Owen Wilson? Fehlanzeige – Stiller kann mit dessen schlafwandlerischer Naivität nicht konkurrieren.

Im Hamsterrad

Als Darsteller verfügt Ben Stiller vor allem über eines: das gewisse Nichts. Körperlich und intellektuell sind seine Filmfiguren immer Durchschnitt, fallen physisch und psychisch kaum aus dem Rahmen.

Dabei arbeiten Stillers Filmegos jeweils furchtbar hart daran, anders zu sein: sich zu entwickeln, um es all jenen Über-Ich-Quälgeistern recht zu machen, die ihren Spass daran haben, ihm zuzuschauen, wie er im Hamsterrad rennt und erfolglos sein sogenanntes Potenzial auszuschöpfen versucht. Er hält sich rastlos in Bewegung und tritt dabei – hier lacht die Mehrheit der Zuschauer wohl vor allem über sich selbst – an Ort, eigenschaftslos und konform.

Zum Schluss wird dann der Stillstand gefeiert und das Publikum mit der sanften Warnung, die eigenen Ambitionen in Zaum zu halten, in den Alltag entlassen. Das hat was Konservatives, Dröges und ist wohl mit einer der Gründe für das stille Leiden des smarten Ben Stillers.

Ambitionen als Regisseur

Begonnen hat alles 1998 mit dem Erfolg des sehr komischen Klamauks «There's Something About Mary», mit dem Stiller auf den Dusel-Typ festgeschrieben wurde. Schlimmer noch: Er wurde auf eine weichgespülte Version jenes Dusels festgeschrieben.

Gleichzeitig aber bemühte er sich, als Regisseur – nach eigenen Angaben seine wahre Berufung – in Hollywood Fuss zu fassen. 1996 debütierte er mit der sanft zeitkritischen Slacker-Story «Reality Bites». Sein zweiter Film – die Komödie «The Cable Guy» mit Jim Carrey – war 1996 als Spass mit Hintersinn gedacht, stürzte an den Kinokassen aber ab.

Keine Erlösung vom Blöden

Video
Ausschnitt aus der Serie «Extras» (2005)
Aus Kultur Extras vom 15.07.2014.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 8 Sekunden.

Immer wieder spielte Stiller in der Folge gegen die Rolle des Durchschnittdusels an: ehrenvoll 2001 im klamaukigen «Zoolander», in «Tropic Thunder» oder zuletzt in der kunstverdächtigen Millionenpleite «The Secret Life of Walter Mitty». Alles Filme, bei welchen er jeweils auch mitschrieb, produzierte und Regie führte. Reine Arbeit am Image waren seine Auftritte in Wes Andersons «The Royal Tenenbaums» (2001) und in «Greenberg» (2010). Doch auch diese Filme brachten Stiller nicht die Erlösung vom Blöden.

Ben Stiller kommt und kommt von seinem Erfolg als leicht verquerer Wunschschwiegersohn, den er in «Meet The Parents», «Along Came Polly» und «Night at the Museum» immer wieder gespielt hat, nicht mehr los. Die einzige Komödie mit tragischer Note, in der Stiller je aufgetreten sein wird, könnte demnach seine eigene Karriere sein: Dazu verdammt, für ewig im Höllenzirkel mit Mary, Polly und all den anderen Mittelstandsbräuten schmoren zu müssen, ohne Aussicht darauf, je in den Himmel der Charakter-Darsteller und Autorenfilmer erhoben zu werden.

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