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Bergmans «Fanny och Alexander» Das Opus Magnum eines genialen Selbstdarstellers

«Fanny och Alexander» war Ingmar Bergmans letzte Kinoarbeit – eine Spiegelung seiner eigenen Kindheit. Acht Fakten und ein Filmschatz.

1. Teurer Gigantismus

Portrait eines Mannes
Legende: Ingmar Bergman war Drehbuchautor, sowie Film- und Theaterregisseur. Keystone

Ingmar Bergmans letzte Kinoarbeit ist für viele auch seine beste. Eine dreistündige opulent in Szene gesetzte Familienchronik um zwei Geschwister, die nach dem frühen Tod des Vaters und mit dem Einzug eines tyrannischen Stiefvaters in emotionale Abgründe gerissen werden.

Fürs Kino kürzte Bergman das fünfeinhalbstündige Original auf drei Stunden. Trotz begeisterter Kritiken geriet der Film zum finanziellen Flop.

2. Film mit Sogwirkung

Zwei Kinder reden zusammen
Legende: Die beiden Kinder der Familie Ekdahl: Fanny und Alexander Keystone

«Fanny och Alexander» ist auf den ersten Blick kein typischer Bergman-Film. Länger, üppiger, ausschweifender als seine bisherigen Werke. Er wirkt wie ein Vermächtnis.

Bergman hat viele eigene Kindheitserinnerungen in die Handlung eingebaut. Er gewährt einen zeitweise abgeklärten, versöhnlichen Blick auf Geschehenes.

Dies erlaubt dem Zuschauer ohne Anstrengung immer tiefer in dieses epische Familiendrama einzutauchen. Dennoch sind die typsichen Bergman’schen Themen wie Tod, Gott und zwischenmenschliche Beziehungen zentral.

3. Katalysator Film

Mann mit Stock zeigt auf Junge
Legende: In «Die Hörige» dominieren Brutalität und Sadismus. Mit dem Drehbuch zu diesem Film arbeitete Bergman eigene Traumata auf. imago

Ingmar Bergman machte nie ein Geheimnis daraus, dass er seine persönlichen Erfahrungen, Ängste und Zweifel in seinen Filmen verarbeitete. Bergmans Kindheit war von Brutalität und seelischer Grausamkeit geprägt.

So wurde er mit einem Rohrstock geschlagen (was als Szene in «Fanny och Alexander» wiederkehrt) oder weggesperrt – auch dies widerfährt der Titelfigur Alexander im Film.

Diese quälenden Erlebnisse verarbeitete Bergman bereits in Vorgängerfilmen wie «Die Hörige» (1944), «Die Stunde des Wolfs» (1968) oder «Von Angesicht zu Angesicht» (1976).

4. Theater und TV

Theaterbühne
Legende: Regieikone Ingmar Bergman begann seine Karriere im Theater. Getty Images

Nach «Fanny och Alexander» drehte Ingmar Bergman keine Kinofilme mehr. Er realisierte noch diverse Filme und Dokumentationen für das schwedische Fernsehen.

Bergman, der ursprünglich vom Theater kam, kehrte gegen Ende seiner Schaffenszeit wieder vermehrt dahin zurück. Er war bekannt für die Inszenierung und Neuinterpretierung von Klassikern: Shakespeare, Molière, Ibsen oder Strindberg.

5. Vom Drehbuchautor zum Regisseur

Häuser mit Tor-Eingang
Legende: In den 1940er-Jahren kam Bergman als Drehbuchautor zu «Svensk Filmindustri». Als Regisseur führte er die Firma zu neuer Stärke. Mauritius

Durch sein Theaterschaffen wurde eine schwedische Produktionsfirma (Svensk Filmindustri) auf Bergman aufmerksam. Anfang der 1940er-Jahre wurde er als Drehbuchautor verpflichtet. 1944 verfasste er das Drehbuch zu «Die Hörige», das von Alf Sjölberg schliesslich inszenierte.

Erstmals Regie führte Bergman 1946 beim Film «Kris». Bereits damals war der stilistische Hang zum Neorealismus erkennbar, der später zu Bergmans Markenzeichen werden sollte.

6. Filmgeschichte geschrieben

Mann mit Rollkragen-Pullover
Legende: Von Bergman inspiriert: Der französische Regisseur François Truffaut. imago

Der französische Regisseur François Truffaut schrieb einmal bewundernd über Ingmar Bergman: «Er benutzt die Kamera wie andere den Stift». Insbesondere in den 1950er- und 1960er-Jahren prägte Bergman die Filmlandschaft wie kein Zweiter.

Der Film war für Bergman so etwas wie seine Familie. Er arbeitete stets mit einem relativ fixen Ensemble zusammen. Und er war oft Förderer von Schauspielerinnen und Schauspielern, die später Weltruhm erlangten: Liv Ullman («Szenen einer Ehe») oder Max von Sydow («Das siebente Siegel»).

7. Kameramann fürs Leben

Mann schaut durch Liste
Legende: Arbeitete auch als Kameramann für Woody Allen, Louis Malle und Andrei Tarkowski. Bergmans Stammkameramann Sven Nykvist. Keystone

Bergman drehte fast all seine Filme mit Kameramann Sven Nykvist. Die erste gemeinsame Arbeit war «Nacht der Gaukler» (1953). Mehr als 30 Jahre später erhielt Nykvist für «Fanny och Alexander» seinen zweiten Oscar.

Bergman und Nykvist entwickelten eine charakteristische Bildsprache mit langen Naheinstellungen und spezieller Lichtsetzung. Auch scheuten sich die beiden nicht davor, Grenzen zu überschreiten.

Explizite Sex-Szenen brockten den beiden in den 1950er- und 1960er-Jahren Probleme mit den Zensurbehörden ein. Dieselben Szenen bildeten aber gleichzeitig auch das Fundament für ihren grosse Erfolg an den Kinokassen.

8. Preise über Preise

Ingmar Bergman war ein Gigant seines Fachs. In Cannes wurde er zwischen 1956 und 1959 gleich viermal hintereinander ausgezeichnet.

Seine Schwarzweiss-Dramen «Die Jungfrauenquelle» (Original «Jungfrukällan», 1961) und «Wie in einem Spiegel» (Original «Såsom i en spegel», 1962) erhielten zudem jeweils den Oscar in der Sparte «Bester fremdsprachiger Film».

1997 wurde Bergman auf den 50. Filmfestspielen von Cannes mit einem Spezialpreis, der «Palme der Palmen» ausgezeichnet: als bester Filmregisseur aller Zeiten.

Die Ehre dieser einmaligen Wahl erwiesen ihm sämtliche noch lebenden Cannes-Sieger: darunter Ikonen wie Martin Scorsese, Robert Altman, Akira Kurosawa und Wim Wenders.

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