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Billiger Abklatsch Mockbuster: Die seltsamen Trittbrettfahrer der grossen Filme

Sie sehen schlimm aus. Die Handlung ist kompletter Blödsinn. Warum produzieren Studios sogenannte Mockbuster?

Die Geschichte einer Ratte, die gut kochen kann. Welcher Animationsfilm das wohl ist? Nein, nicht nur Pixars Hit «Ratatouille» aus dem Jahr 2007.

Sondern auch das seltsame Werk « Ratatoing » des brasilianischen Studios Vídeo Brinquedo, das im gleichen Jahr erschien – jedoch nie im Kino lief. Aus guten Gründen.

Ausser dem ähnlichen Titel und dem kochenden Nager hat der Film sehr wenig mit dem süssen Blockbuster zu tun. «Ratatoing» ist ein sogenannter Mockbuster. Also der billige Abklatsch eines erfolgreichen Films.

Filmszene: Eine Ratte fällt schreiend mit einem Stück Käse in den Pfoten. Hinter ihr fliegt ein zerbrochener Teller.
Legende: Das Original – «Ratatouille» gewann 2008 den Oscar als bester Animationsfilm. AP Photo/Disney

Die Handlung – ziemlich langweilig. In «Ratatoing» geht es um ein Restaurant, in dem Ratten essen und sich unterhalten. Fast der gesamte Film spielt in dieser Umgebung. Weil so weniger Hintergründe animiert werden mussten.

Lieber billig als sinnvoll

Mockbuster werden mit einem kleinen Budget und in sehr kurzer Zeit produziert. Oft wird mit der Arbeit erst begonnen, wenn ein grosses Studio einen neuen Film ankündigt.

Unter diesem Zeitdruck stehen Dinge wie eine spannende Storyline, sinnvolle Dialoge oder schöne Bilder nicht an erster Stelle.

Von fast allen Filmen eines grossen Studios gibt es irgendwo eine Nachahmung. Meist umgehen die Mockbuster-Machenden knapp eine Plagiats-Klage. Weil sie geltend machen können, dass es beispielsweise nicht verboten ist, einen Film über eine Ratte zu produzieren.

Filmszene: Ein Superheld streckt die Hand aus.
Legende: Auch zum Marvel-Hit «Iron Man» gibt’s einen Mockbuster. AP Photo/Marvel Entertainment/Paramount Pictures, Industrial Ligh

Für junge Animatorinnen oder Schauspieler sei die Arbeit an diesen Filmen eine gute Übung, sagen einige von ihnen in Interviews. Auch wenn sie sich im Nachhinein oft schämen, an einer solchen Produktion mitgewirkt zu haben.

«Iron Man» vs. «Metal Man»

Den Produktions-Studios geht es aber natürlich ums Geld. Einige von ihnen haben sich komplett auf Mockbuster spezialisiert. Sie bringen ihre Filme häufig etwa zur gleichen Zeit raus wie die Blockbuster.

Filmszene: Ein Superheld in einem Anzug mit Helm.
Legende: «Metal Man» – seltsame Kostüme, schlechte Schauspieler, eine abstruse Geschichte. Screenshot

So erschien der Mockbuster « Metal Man » beispielsweise im Jahr 2008. Wie der Marvel-Superhelden-Hit «Iron Man». Oder der trashige Film « Transmorphers » im Jahr 2007, wie das Action-Spektakel «Transformers». So profitieren die Mockbuster von den riesigen Werbekampagnen der grossen Studios.

Unwissen oder Spass

Die Hoffnung: Dass sich Menschen von den ähnlichen Titeln und Figuren verwirren lassen und aus Versehen den Mockbuster statt dem Blockbuster kaufen oder mieten.

Manchmal merken dies die Zuschauerinnen und Zuschauer nicht mal. Und schreiben für den Blockbuster schlechte Bewertungen, obwohl sie eigentlich den Mockbuster gesehen haben.

Und dann gibt es natürlich auch Film-Fans, die sich die Mockbuster in vollem Bewusstsein kaufen. Gerade weil viele davon so herrlich schlecht sind.

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