Er ist durch seinen ständig anhaltenden Erfolg von Allmachtsfantasien geblendet: Weltfonds-Direktor Devereaux kann sich nicht vorstellen, dass es ein Wesen auf der Welt gibt, das ihm nicht gehorcht – oder gar gehört. Gérard Depardieu spielt die Rolle des Weltfonds-Direktors, den ein Zimmermädchen, das sich gegen seine sexuellen Übergriffe wehrt, zu Fall bringt.
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Starregisseur Abel Ferrara (Bad Lieutenent) betont, dass «Welcome to New York» nur von wahren Tatsachen inspiriert wurde – ansonsten aber fiktiv sei. Der Film hält sich dennoch an die bekannten Fakten des Dominique-Strauss-Kahn-Falls. Vor allem das Setting – Ferrara drehte zum Teil an Originalschauplätzen – verleiht dem Film Authentizität.
Explizit und Langatmig
Die Geschichte jedoch zerfällt in drei Teile. Zunächst kommt «Welcome to New York» als Softporno daher. Depardieu spielt einen sexhungrigen, nimmersatten Machtmenschen. Ein schnaufend keuchender Koloss, der sich mit Edelprostituierten auf den Laken der Hotelsuiten-Kingsize-Betten vergnügt. Die Sexszenen sind explitzit und äusserst lang – geradezu langatmig.
Im zweiten Teil stehen die Verhaftung Devereaux', die Polizeiverhöre und Gerichtsanhörungen im Mittelpunkt. Garniert mit Rückblicken, in denen Devereaux' vergangene sexuelle Vergehen rekonsturiert werden.
Ein gelungener Hype
Der dritte Teil schliesslich dient der Selbstreflexion. Devereaux sinniert über sich selbst als Opfer der Umstände. Und die Auseinandersetzung mit seiner Ehefrau Simone – gespielt von Jacqueline Bisset – erinnern streckenweise an unbeholfenes Improvisations-Theater.
Starregisseur Abel Ferrara gelingt es nicht, über die Figur von Dominique Strauss-Kahn hinaus eine Geschichte zu erzählen, die eine differenzierte Sicht auf untragbare, machoide Machtmissbräuche innerhalb unserer Gesellschaft zulassen würde. Genau dafür aber würde sich der DSK-Fall ausserordentlich gut eignen.
So ist «Welcome to New York» eine vertane Gelegenheit. Mit seinem Internetrelease und seiner Entstehungsgeschichte dafür aber ein äusserst gelungener Hype um eine Mittelmässigkeit.