Mit einer seltsam geformten Streitaxt schlägt sich Andromache of Scythia durch ihre Gegner, wenn die Maschinenpistole leer ist. Ihre Freunde nennen sie Andi.
Andi ist 6000 Jahre alt, eine unsterbliche Kriegerin – und eine weitere Rolle, mit der Charlize Theron ihre zurzeit einzigartige Position im Actiongenre zementiert.
«The Old Guard» heisst das Netflix-Spektakel, das vor einer Woche gestartet ist. Ein gradliniger Film mit coolen, gelungenen Kampf-Choreografien.
Action mit Ballet-Einlagen
Charlize Theron hat schon früher Faustkampf- und Feuerwaffen-Dramen gedreht. Aber seit 2015 spielt die 44-Jährige in der Oberliga.
Es ging los mit dem Endzeitkracher « Mad Max: Fury Road ». Charlize Theron beeindruckte als toughe Truckerin. Am Ende fragte man sich, wozu es den Helden Mad Max eigentlich braucht.
Im harten Agentenfilm «Atomic Blonde» kämpfte sich Charlize Theron durch Berlin. Es gibt minutenlange, ungeschittene Kampf-Choreografien mit ihr, was für Actionfreunde dasselbe ist wie für Ballett-Freunde eine Aufführung des Bolschoi-Theaters.
Eine Ausnahmeerscheinung
Seit 2017 ist die oscarprämierte Schauspielerin Teil der supererfolgreichen «Fast & Furious»-Filmreihe, in der sie gegen Vin Diesel antritt.
Charlize Theron hat eine Sonderstellung. Zwar gibt es bei den Superhelden-Spektakeln mit Gil Gadot (« Wonder Woman »), Scarlett Johansson («Black Widow») und Brie Larson («Captain Marvel») mittlerweile einige Frauen, die auf der Leinwand hart zuschlagen. Aber Charlize Therons Figuren sind vielfältiger und realistischer.
Sie verkörpert Frauen mit Ecken und Kanten, die nicht immer nett sind und auch mal bluten. Deshalb sind sie spannender als die Amazone, die Superspionin und die Sternenkriegerin. Eben menschlicher als unverletzliche Superheldinnen im schicken Kostüm.
Charlize Theron mag einfach das aktionsgetriebene Kino. Als Kind schaute die Südafrikanerin sich mit ihrer Mutter Filme der Action-Ikonen Chuck Norris und Charles Bronson an. Sie ist Fan des Kampfsports Mixed-Martial Arts.
Charlize Theron geht die Sache offensiv an. Sie engagiert sich für die Rechte der Frauen in der Filmindustrie, will nicht, dass Action eine Männerdomäne bleibt.
Wie zuvor schon bei «Atomic Blonde», war sie bei «Old Guard» auch als Produzentin dabei. Mit ihrer Firma «Denver and Delilah Productions» will sie andere Filme machen.
«Ein tolles Gefühl»
Action sei ein Genre, das Frauen nie dominiert hätten, erzählte Charlize Theron der «Los Angeles Times» anlässlich eines Interviews zu «Old Guard». «Es ist ein tolles Gefühl zu sagen: Wir haben diesen Film gemacht und nichts zu dem Problem beigetragen, mit dem wir uns in unsere Industrie auseinandersetzen.»
So schwierig sei das gar nicht, sagte Theron. «Ich möchte, dass das die Leute wissen. Es ist nicht schwer einen Film zu machen, der alle gleichbehandelt. Am Ende profitierten wir nur davon.»
«Old Guard» ist fest in der Hand von Frauen. Regisseurin Gina Prince-Bythewood wird in den USA als erste Afroamerikanerin gefeiert, die eine Comic-Verfilmung mit einem grossen Budget (geschätzte 70 Millionen Dollar) in Szene gesetzt hat.
Die Crew bei «The Old Guard» war weitgehend weiblich und nicht weiss. Und Charlize Theron teilt sich die Leinwand mit der 28-jährigen Newcomerin Kiki Layne. Sie spielt die zweite Hauptrolle neben ihr.
Es geht gleich weiter
Charlize Theron hat nie nur Actionfilme gedreht. Aber sie wird ihren erfolgreichen Weg als Schauspielerin und Produzentin in diesem Genre weitergehen.
«Fast & Furious 9» startet voraussichtlich im März nächsten Jahres. Die Fortsetzung von «Atomic Blonde» ist angekündigt. Und «The Old Guard» endet mit einem Cliffhanger, der einen zweiten Teil vermuten lässt. Als Comic gibt es den schon.