Xavier Koller, 1944 in Schwyz geboren, kann nach absolvierter Mechanikerlehre endlich machen, was er sich immer gewünscht hat: An der Schauspielakademie in Zürich lässt er sich zum Schauspieler und Regisseur ausbilden. Diese Erfahrungen fliessen später in seine praxisnahe Arbeit als Regisseur ein und führen 1991 schliesslich zum Oscar.
Oscar für «Reise der Hoffnung»
Xavier Kollers Film «Reise der Hoffnung» beruht auf einer wahren Geschichte, die er 1988 in einem Zeitungsartikel entdeckt. Es geht um das tragische Schicksal einer türkischen Flüchtlingsfamilie, die auf der Flucht in die Schweiz am Splügenpass ihr Kind an den Berg verliert. Es ist Kollers politischster und – in doppelter Hinsicht – grenzüberschreitendster Film. «Reise der Hoffnung» gewinnt 1991 einen Oscar, was Koller die Tore zu Hollywood öffnet.
Dort herrschen eigene Gesetze. Kollers erster grosser Film für Disney wird aus strategischen Gründen vorzeitig aus den Kinos zurückgezogen, eine weitere Grossproduktion kommt gar nicht erst auf die Leinwand. Die Produktionsfirma macht Pleite und Xavier Kollers Karriere kommt ins Stocken.
Koller und die Berge
Nicht nur in «Reise der Hoffnung» spielt die Schweizer Bergwelt eine tragende Rolle, schon in Kollers ersten grossen Filmen ist sie von zentraler Bedeutung. Wichtig dabei ist der Schwyzer Schriftsteller Meinrad Inglin: Mit seinen Erzählungen liefert er die Stoffe für «Das gefrorene Herz» (1979) und «Der Schwarze Tanner» (1986). Das gilt auch für «Eine wen iig, dr Dällebach Kari», die erste grosse Schweizer Produktion seit gut 20 Jahren, mit der Xavier Koller 2012 in die Kinos kommt.
Kompromisslos sich selber
Es sind die Geschichten der sogenannt einfachen Leute und die damit verbundenen Schicksale und Emotionen, die sich leitmotivartig durch Kollers Werk ziehen. Der stete Glaube an den Film als seine Ausdrucksform haben ihn unbeirrt Erfolge wie Misserfolge durchstehen lassen: «Man muss den Mut haben, sich selbst zu sein und sich nicht an Normen orientieren, sondern an den eigenen Intentionen, selbst auf die Gefahr hin, dass man sich auch mal irren kann.»
Diese kompromisslose Haltung hat Xavier Koller zum ersten Schweizer Oscar-Träger gemacht.