Schick sieht es aus, das langgezogene verwinkelte Gebäude auf dem grünen Hügel. Die zwei sichtbaren Stockwerke sind mit Edelrost-Platten verkleidet. Rundherum, bis auf einen schmalen Streifen auf der linken Seite, wo der Beton für ein paar Meter sichtbar bleibt. Das ist die Sollbruchstelle, das Explosionsfenster.
Dahinter lagern nämlich die brandgefährlichen Filmrollen aus der frühen und mittleren Zeit des Kinos. Sollten die in Flammen aufgehen, jagt es das Stück Wand raus, der Rest des Archivs bleibt stehen.
Der grösste Teil des vom Zürcher Architekturbüro EM2N umgebauten Lagers steckt unter der Erde. Insgesamt sind es 22 baulich getrennte Zellen. Diese stellen sicher, dass etwa ein Brand im Filmplakat-Lager auf dieses beschränkt bleibt.
Der Vorgänger war ein Pferdestall
Die Cinémathèque Suisse ist ursprünglich aus Privatinitiativen entstanden. Weitsichtige Cinéphile wie der Gründer und langjährige Leiter Freddy Buache haben über Jahrzehnte alles gesammelt, was mit der Kinogeschichte zu tun hatte: Stummfilmkopien, Projektoren, Plakate, Klassiker.
Noch in den 1970er-Jahren wurde die wachsende Sammlung in einem alten Pferdestall gelagert. Dabei war das alles buchstäblich brandgefährlich: Nitratfilme, Acetatfilme, Plakate, Fotos oder auch Drehbücher.
Schliesslich verschuldete sich der Verein in den 1980er-Jahren hoch mit dem Kauf einer ehemaligen Buchbinderei in Penthaz. Die Hypozinsen frassen in der Folge den grössten Teil der Kultursubventionen, welche der Bund der Cinémathèque für die Erhaltung des audiovisuellen Erbes gewährte. Schliesslich hat der Bund «Penthaz» 1998 gekauft.
Filme haben ein Verfalldatum
Die Zeiten des reinen Sammelns sind längst vorbei. Alle Cinémathèquen weltweit – die Cinémathèque suisse gehört zu den renommiertesten – stehen vor den gleichen Herausforderungen. Filmbestände zerfallen, sie müssen gerettet werden, restauriert und digitalisiert, damit sie weiterhin verfügbar sind.
Neue Filme werden ohnehin nur noch digital angeliefert, sie müssen entsprechend gelagert und verarbeitet werden. Das kann die Cinémathèque in Penthaz nun weitgehend selber machen.
Filmscanner und eine dezentrale Server-Struktur sorgen für Unabhängigkeit. Die unersetzlichen Digitalisate lagern nicht in irgendeiner Cloud, sondern in verschiedenen, redundanten Server-Zellen in Penthaz.
Viel Aufwand, um Erbe zu erhalten
Auch wenn der Auftrag des Bundes an die Cinemathèque in erster Linie die Erhaltung des audiovisuellen Erbes der Schweiz vorsieht, reicht es nicht, von allen mit Bundesgeldern geförderten Filmen wenigstens eine digitale Kopie zu speichern.
Die alten Bestände müssen restauriert und erforscht werden, in Zusammenarbeit mit Fachleuten und Spezialisten und Filmhistorikerinnen aus der ganzen Welt.
Darum ist «Penthaz» nun ein Archivierungs- und Forschungszentrum. Und wenigstens im Moment auch «State of the Art». Ein Zustand, der im digitalen Zeitalter nie ohne Aufwand gehalten werden kann.