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Zum Tod von Wolfgang Kohlhaase: einer der bekanntesten Drehbuchautoren der DDR
Aus Kultur-Aktualität vom 05.10.2022. Bild: IMAGO / teutopress
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Deutscher Drehbuchautor Legende des DDR-Kinos: Wolfgang Kohlhaase ist tot

Wolfgang Kohlhaase prägte das Kino der DDR mit Filmen wie «Solo Sunny» und «Ich war neunzehn». Nun ist er 91-jährig gestorben.

Man schreibt Drehbücher nicht, weil man etwas weiss, sondern weil man etwas lernen will. Das war das Motto des deutschen Drehbuchautors Wolfgang Kohlhaase. Gelernt hat er etwa, wie Menschen sprechen, die viel jünger sind als er selbst. Das Paradebeispiel dafür ist die Kultheldin im Film «Solo Sunny» von 1980. Die junge Frau begeistert mit ihrem aberwitzigen Mundwerk innert Sekunden die Mitglieder einer männlichen Rockband.

Arbeiterklasse im Fokus

Kohlhaases Geschichten begeisterten das DDR-Publikum, weil sie so wirken, als wären sie aus dem Leben gegriffen. Menschen um die Ecke waren sein Metier. Geschichten, erzählt ohne viel Schnörkel, aber mit viel Herz und Geist. Meistens aus der Aussenseiterperspektive: Studierende, Punks oder übereifrige Parteimitglieder.

eine schwarz-weiss Aufnahme des Films
Legende: In «Berlin – Ecke Schönhauser» suchen die Jugendlichen auf der Strasse Freiheit. DEFA-Stiftung/Siegmar Holstein/Hannes Schneider

Pessimistische Sozialdramen wie «Berlin – Ecke Schönhauser» (1957) oder «Ich war neunzehn» (1968) waren den DDR-Kulturfunktionären allerdings nicht immer genehm. Es ging um die Probleme junger Menschen in der geteilten Stadt. Zu viel Kritik am Sozialismus. «Berlin – Ecke Schönhauser» wurde deshalb verboten und kam erst nach der Wende ins Kino.

Durch die deutsche Geschichte geprägt

Auch im wiedervereinigten Deutschland war Kohlhaase erfolgreich. Für seine Arbeit wurde der Filmschaffende vielfach ausgezeichnet, etwa mit dem Bundesverdienstkreuz, dem Deutschen Filmpreis und dem Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk. 

ein Foto von einem älteren Paar
Legende: Wolfgang Kohlhaase mit Ehefrau Emöke Pöstenyi bei der Verleihung des First Steps Awards 2019. IMAGO / Eventpress

Kohlhaase wurde 1931 in Berlin geboren. Sein Schaffen ist von zwei grossen politischen Ereignissen in Deutschland geprägt: dem Zweiten Weltkrieg sowie der Wende und Wiedervereinigung.

«Ich habe versucht zu reden, zu schreiben und auch Filme zu machen über den Hintergrund meiner Kindheit», erklärte er einst im Interview. «Das war die Nazizeit, das war der Krieg. Das war das vergeudete Leben meiner Eltern.»

Pointiert bis zum Schluss

Erst kürzlich erzählte Kohlhaase in einem Interview mit dem MDR, wie es ist, im hohen Alter noch zu arbeiten. «Ich zitiere gern Billy Wilder, der sagte: ‹Man muss immer noch etwas vorhaben, wenn man älter wird. Immer daran denken, oft darüber sprechen. Nie machen.›»

Wieder eine Pointe, wie so oft bei Kohlhaase.

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Archiv: Wolfgang Kohlhaase prägte das Kino der DDR
aus Reflexe vom 11.10.2010.
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Nun ist der Drehbuchautor im Alter von 91 Jahren gestorben. Das teilte die Akademie der Künste in Berlin unter Berufung auf seine Frau, die Tänzerin und Choreografin Emöke Pöstenyi, mit.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur Nachrichten, 05.10.2022, 16:30 Uhr;

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