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Deutscher Schauspieler Udo Kier – der Weltstar mit dem einnehmenden Blick ist tot

Er war auch in schlechten Filmen gut: Der deutsche Schauspieler Udo Kier hat in über 250 Filmen mitgespielt. Nun ist er im Alter von 81 Jahren gestorben.

Wer in über 250 Filmen mitspielt, kann bei der Rollenwahl nicht allzu wählerisch sein. Udo Kier war im Verlaufe seiner langen und beispiellosen Karriere in allen möglichen Filmen zu sehen. Gut sind bei weitem nicht alle. In einem Interview sagte er 2018: «Ich habe 200 Filme gemacht. 100 sind schlecht, 50 kann man mit etwas Wein ertragen und 50 sind gut».

Älterer Mann im Anzug mit schwarzer Fliege, Porträtaufnahme.
Legende: Die deutsche Schauspiellegende Udo Kier ist mit 81 Jahren verstorben. Sein Partner bestätigte den Tod am vergangenen Sonntag. imago images/Panama Pictures

Egal ob er in einem zeitlosen Klassiker oder B-Movie-Trash spielte, Udo Kiers Auftritte waren von einer einnehmenden Intensität. Kier war immer engagiert, kannte weder Furcht noch Hemmungen. Die Intensität seiner Auftritte liegt zu einem guten Stück auch am durchdringenden Blick seiner grünblauen Augen.

Vom Model zum Schauspieler

Dass er mit seinem Aussehen auffiel, merkte Kier schon früh. Er wurde 1944 im zerbombten Köln geboren, lebte in einfachen Verhältnissen. Als Teenager begann er, als Model Geld zu verdienen und verkaufte in Kneipen Automatenfotos von sich selbst.

So lernte er in einer Bar den Regisseur Rainer Werner Fassbinder kennen. Es sollte aber noch eine Weile dauern, bis Kier in einem Fassbinder-Film mitspielte, seine Schauspielkarriere kam damals erst langsam in die Gänge.

Seine ersten Rollen hatte Kier in trashigen Horrorfilmen, die oft einen erotischen Einschlag hatten. Er war aber eben auch ein Liebling von stilbildenden Regisseuren wie Fassbinder oder Lars von Trier. Letzterer besetzte Kier in fast jedem seiner Filme. Der Sprung nach Hollywood gelang ihm in Gus Van Sants «My Own Private Idaho», wo er neben Keanu Reeves und River Phoenix zu sehen war.

Gefragter Bösewicht

Seine deutsche Herkunft kaschierte Kier in seinen amerikanischen Filmen nicht – der Akzent verriet sie stets deutlich. In Hollywood spielte er meist Exzentriker oder Bösewichte, zum Beispiel im Blockbuster «Blade» mit Wesley Snipes. Und obwohl sich Kier abseits der Leinwand als sanfter und aufmerksamer Gesprächspartner zeigte, spielte er Schurken nur zu gerne.

Es zeichnete Udo Kier aus, dass er auch in schlechten Filmen gut war. Kier war sich für keine Rolle zu schade, seine Karriere umfasst schrillen Nazi-Trash wie «Iron Sky», Flachwitzschleudern wie «Ace Ventura», das Computerspiel «Command & Conquer», Musikvideos von Madonna oder die Schweizer Apfelschuss-Komödie «Tell».

Kurzer Auftritt, bleibender Effekt

Kier hat aber keineswegs nur schlechte Filme gedreht. Neben Lars von Trier und Rainer Werner Fassbinder haben ihn auch Wim Wenders, Dario Argento, Barbet Schroeder, Michael Haneke, Christoph Schlingensief und Tim Burton engagiert.

Die Bezeichnung «Nebenrolle» mochte Udo Kier nicht, er selbst sprach von «kleinen Rollen». Kurze Auftritte reichten ihm immer, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Dennoch hätte man ihm in seiner beeindruckenden Karriere mehr Hauptrollen gewünscht. Dass Kier ohne weiteres einen Film alleine zu tragen vermochte, bewies er etwa 2021 mit der Hauptrolle in «Swan Song».

Nun ist Kier im Alter von 81 Jahren überraschend gestorben. Selbstverständlich war der Schauspieler bis zuletzt produktiv – gleich sieben Produktionen mit seiner Beteiligung waren noch in Arbeit.

Sendehinweis

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Zur Erinnerung an Udo Kier zeigt SRF 1 den deutsch-französischen Spielfilm «A E I O U – Das schnelle Alphabet der Liebe» am 25. November um 23:55 Uhr und ab dann auch im Stream auf Play SRF.

SRF 4 News, 24.11.2025, 11:00 Uhr

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