Diesen Mittwoch hätte das Landgericht München nach mehreren Monaten bekannt geben sollen, ob es zu einem Prozess gegen den deutschen Regisseur Dieter Wedel kommt oder nicht. Es ging um den Vorwurf der Vergewaltigung.
Nun wird das Verfahren eingestellt, denn Dieter Wedel ist tot. Der Filmemacher starb bereits am 13. Juli in Hamburg nach einer schweren Krankheit. Das teilen seine Anwälte in München mit.
Bekannt durch Fernseh-Mehrteiler
Der Schöpfer von Fernsehfilmen und Serien wie «Der grosse Bellheim» (1993) oder «Der Schattenmann» (1996) wurde 82 Jahre alt. Er hatte sechs Kinder von sechs Frauen, darunter einen Sohn mit der 2019 verstorbenen Schauspielerin Hannelore Elsner.
Wedel zählte zu den erfolgreichsten deutschen Filmemachern. Mit seinen Mehrteilern erreichte er ein Millionen-Publikum. Nachdem er in den 1990er-Jahren mit seiner Arbeit durchgestartet war, konnte er mit Mini-Serien wie «Der König von St. Pauli» (1998) oder «Die Affäre Semmeling» (2002) weiter Erfolge verbuchen.
Zuschauerrekorde am Theaterfestival
Wedel war zudem Intendant der Bad Hersfelder Festspiele. Bei diesem Freilicht-Theaterfestival hatte der promovierte Theaterwissenschaftler Zuschauerrekorde aufgestellt und dafür gesorgt, dass viel Prominenz zur Eröffnung über den roten Teppich lief. Nach den ersten Vorwürfen der sexuellen Belästigung trat er im Januar 2018 als Intendant zurück.
Die Vergewaltigungsvorwürfe gegen Wedel waren Anfang 2018 bekannt geworden. Damals beschuldigten drei Schauspielerinnen ihn im «Zeit-Magazin», sie in den 1990er-Jahren sexuell bedrängt zu haben.
Mutmassliches Opfer trat in Hungerstreik
Die Schauspielerin Jany Tempel, die angab, Wedel habe sie in einem Münchner Luxushotel vergewaltigt, trat deswegen jüngst für kurze Zeit in den Hungerstreik. Damit wollte sie dagegen protestieren, dass das Gericht sich mit seiner Entscheidung über eine Verfahrenseröffnung so lange Zeit liess. Der Fall wurde der bekannteste in der deutschen #MeToo-Debatte, die 2017 ins Rollen gekommen war.