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Film & Serien Die fünf komischsten Filme aus der Hölle

In der Hörspielserie «Pilgrim» erwachen gefallene Engel und andere Mythenfiguren zum Leben. Auch in der Filmgeschichte gibt es immer wieder Momente, in denen sich die Hölle auftut: Vorhang auf für tanzende, raufende, sich räkelnde und stöhnende Statisten vor flackerndem Fegefeuer.

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Per Fahrstuhl fuhren Mickey Rourke in «Angel Heart» und Woody Allen in «Deconstructing Harry» in die Hölle, während Jacques Demy in «Parking» einen schlagersingenden Orpheus und seine japanische Eurydike durch eine unterirdische Parkanlage irren liess.

Nur von Dante Alighieris Inferno existiert bis heute keine wirklich repräsentative Verfilmung. Doch widmen wir uns fünf ganz anderen, vorwiegend amüsanten cineastischen Ausflügen in die Unterwelt.

1.

Video
1. «Faust aux enfers» von Georges Méliès (FR, 1903)
Aus Kultur Extras vom 11.03.2014.
abspielen. Laufzeit 42 Sekunden.

Bei Goethe und Murnau bleibt dem Doktor Faustus die Höllenfahrt erspart. Doch der frühe Filmmagier Méliès hat keine Hemmungen und schickt – den Part des Mephisto gleich selbst übernehmend – seinen Faust schnurstracks ins Höllenreich. Dort erwarten ihn hüpfende Jungfern, eine Hydra mit sieben Tentakeln und Dämonen in Unterhosen. Ein Stockwerk tiefer wird Faust dann in hohem Bogen in einen brennenden Ofen geschleudert. Interessant ist, dass sich Méliès erst ein Jahr später daran machte, in «Faust et Marguérite» auch Fausts Vorgeschichte zu erzählen: Er hat also nicht nur die meisten Filmtricks des 20. Jahrhunderts erfunden, sondern auch das «Prequel» (Filmische Fortsetzung, deren Handlung vor den Ereignissen des ersten Films liegt).

2.

Video
2. «The Magician» von Rex Ingram (USA, 1926)
Aus Kultur Extras vom 12.03.2014.
abspielen. Laufzeit 8 Sekunden.

Jetzt wird es psychoanalytisch: Eine junge Frau, die zwischen einem Chirurgen und einem Scharlatan hin- und hergerissen ist, erlebt unter Hypnose, wie sie in der Unterwelt von einem Faun überwältigt wird. Dazu tanzen im Hintergrund ein paar Höllenbewohner zu den Klängen einer Panflöte. «The Magician» wurde von einem Iren in einem Studio in Südfrankreich mit einem internationalen Cast gedreht, gilt aber aufgrund der Finanzierung durch Metro-Goldwyn-Mayer als eine amerikanische Produktion und damit auch als einer der ersten US-Horrorfilme überhaupt. Indirekt bezieht sich «The Magician» in satirischer Weise auf den Okkultisten Aleister Crowley und dessen Sexualmagie. Das Ergebnis ist ein selbst für die wilden Zwanziger ungewohnt erotisch aufgeladenes Werk.

3.

Video
3. «Hellzapoppin» von H.C. Potter (USA, 1942)
Aus Kultur Extras vom 11.03.2014.
abspielen. Laufzeit 13 Sekunden.

Bis heute gehört das Musical «Hellzapoppin» – auf deutsch: «In der Hölle ist der Teufel los» – zu den anarchischsten Komödien der Filmgeschichte. Bekannt ist der Film vor allem dafür, dass er die so genannte «vierte Wand» durchbricht: Der Vorführer des Films kommt im Film selbst vor, und die Schauspieler massregeln ihn von der Leinwand, wenn es zu Bildstörungen kommt. Die Eröffnungssequenz spielt in der Unterwelt, wo gehörnte und dreizackbestückte Teufel wilde Sprünge vollführen. Das Komikerpaar Olsen und Johnson kommt per Taxi angefahren und konstatiert sogleich: «Das ist der erste Taxichauffeur, der ohne Umwege dorthin gefahren ist, wohin wir ihn geschickt haben.»

4.

Video
«Maciste all' inferno» von Riccardo Freda (IT, 1962)
Aus Kultur Extras vom 12.03.2014.
abspielen. Laufzeit 20 Sekunden.

Maciste ist keine echte griechische Sagengestalt: Erfunden wurde der muskulöse Superheld mit nacktem Oberkörper von einem italienischen Dichter im 19. Jahrhundert, und im Rahmen der in den frühen Sechzigern boomenden Sandalenfilme war er in über dreissig B-Movies zu sehen. Interessant an diesem speziellen Werk ist, dass es wie auch Mario Bavas thematisch eng verwandter Film «Ercole al centro della Terra» von einem Regisseur stammt, der kurz darauf das italienische Horrorkino revolutionieren sollte. Fredas Film ist weniger abstrakt, dafür aber voll von unfreiwilliger Komik: Die Statisten in der Hölle etwa rangeln lustlos miteinander, ohne dass ihre Motivation erkennbar wäre – und das gilt leider auch für das Spiel des jungen Hauptdarstellers, Kirk Morris. Oder wie er mit richtigem Namen hiess: Adriano Bellini.

5.

Video
«Jigoku» von Teruo Ishii (JP, 1999)
Aus Kultur Extras vom 12.03.2014.
abspielen. Laufzeit 41 Sekunden.

Die Hölle im japanischen Film – der Begriff dafür ist Jigoku – ist lose in der buddhistischen Weltsicht verankert, hat aber tendenziell eher mit Mythologie als mit Religion zu tun. Der vorliegende Film ist eine faszinierende, geschmacklose Kuriosität: In den knallbunt ausgeleuchteten Höllenszenen wird gefoltert und gemordet, und zwar endlos. Bizarr kostümierte Darsteller und barbusige Darstellerinnen absolvieren vor billigen Sets einige bis zur Lächerlichkeit zugespitzte Gore- und Splatterszenen. Dem Regisseur zufolge – er war Spezialist für erotische Grotesken – war «Jigoku» ein ernst gemeinter Kommentar zum damals aktuellen Giftgasanschlag der Aum-Sekte. In Deutschland lachte man nicht lange darüber: Der Film wurde dort indiziert und verboten.

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