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Dokfilm «Tiktok und Tarot» Dem «Geheimnis» einer modernen Hexe auf der Spur

In ihrem Filmdebüt porträtiert Pauline Jeanbourquin aus Delémont eine 17-Jährige, die die Gabe besitzt, Verbrennungen zu heilen.

Die 17-jährige Juliette hat gerade ihre Matura bestanden und bereitet sich auf ein Pfadfinderlager am Meer vor. Von ihrer Grossmutter hat sie scheinbar die Gabe geerbt, Verbrennungen zu heilen – und nennt sich selbst eine «moderne Hexe». Auf Tiktok und Instagram folgen ihr 40'000 Menschen.

Heiltradition in einer digitalen Welt

Zwischen Badeausflügen und Strandabenden heilt sie die Sonnenbrände ihrer Freundinnen und Freunde, bittet das Universum um Hilfe, um an einer Hebammenschule angenommen zu werden. Und sie legt Karten, um zu verstehen, welchen Weg sie in ihrem Leben einschlagen soll.

Gruppe junger Menschen am Strand in der Abenddämmerung.
Legende: Die RTS-Koproduktion «Tiktok und Tarot» mischt dokumentarische und fiktionale Elemente des Lebens einer jungen Hexe. Outside the Box

Der Dokumentarfilm «Tiktok und Tarot – Alltag einer modernen Hexe» begleitet Juliette und ihre sechs Freunde einen Sommer lang. Er zeigt, wie eine alte Heiltradition, die im Jura tief verwurzelt ist und «le secret» genannt wird, in der digitalen Welt weiterlebt. Und der Film beleuchtet eine Generation zwischen Spiritualität, Social Media und Zukunftsängsten.

Auszeichnung für Abschlussfilm

Initiiert und inszeniert hat das Projekt die Filmemacherin Pauline Jeanbourquin. Die 30-Jährige aus Delémont studierte Film an der ECAL in Lausanne. 2018 gewann sie mit ihrem Abschlussfilm «Crépuscule» den Preis für den besten Schweizer Kurzfilm am Neuchâtel International Fantastique Film Festival (NIFFF) und sorgte 2023 mit «Tiktok und Tarot», der im französischen Original «Feu feu feu» heisst, am renommierten Dokumentarfestival Visions du Réel in Nyon für Aufsehen.

Frau mit langen Haaren und buntem Hemd lächelt im Studio.
Legende: 2016 schloss die Jurassierin Pauline Jeanbourquin ihr Bachelorstudium in Film an der Kantonalen Hochschule für Kunst und Design in Lausanne (ECAL) – und heimste bereits mit ihrem Abschlussfilm einen Preis ein. RTS

In einem Interview mit RTS verriet die Filmemacherin aus dem Jura, dass sie schon seit einiger Zeit mit der Idee spielte, eine junge Person mit einem «secret» zu begleiten: «Auf Tiktok bin ich ganz zufällig auf Juliette gestossen. Auf ihrem Account erzählte sie, dass sie die Gabe des ‹secret› habe, geerbt von ihrer Grossmutter. Ich war sofort fasziniert von ihr, von ihrem Gesicht, von der Art, wie sie so offen über dieses ‹Geheimnis› sprach.»

Sinnsuche einer Generation

«Tiktok und Tarot» erzählt von der Weitergabe des «Secret»-Wissens durch eine digital vernetzte junge Frau. Nebst diesem Porträt wollte Pauline Jeanbourquin auch die Sinnsuche einer Generation beleuchten, die sich vielfältigen existenziellen Herausforderungen gegenübersieht. Mit ihrer Kamera und ihrem Team filmte die Regisseurin Juliette und ihre sechs Freunde einen Sommer lang, um ihnen so nahe wie möglich zu kommen.

Die Filmemacherin nahm sich ausgiebig Zeit für die Dreharbeiten und zögerte auch nicht, Anweisungen zu geben: «Ich schlage immer einen Ausgangspunkt vor, und lasse sie dann ganz natürlich diskutieren. Wenn ich merke, dass das Gespräch von einem Thema abweicht, stelle ich ab und zu eine kleine Frage. Aber am Ende ist das Ergebnis wirklich spontan und authentisch.»

Für ihren dokumentarischen Spielfilm mit fiktionalen Elementen hat sich Pauline Jeanbourquin mit ehemaligen Weggefährten aus der ECAL zusammengetan: Augustin Losserand und Yatoni Roy Cantu zeichnen verantwortlich für Bild und Musik – und verleihen diesem vielversprechenden Erstling visuelle Kraft und emotionale Tiefe.

SRF1, Sternstunde Religion, 19.10.2025, 11:00 Uhr.

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